Die Nöte der Grünen mit der Kanzlernominierung
Es reicht also für Schwarz-Grün. Und sollte sich der Wind insbesondere für die Union noch mal drehen – schließlich geht die beliebte Angela Merkel von der Brücke – und gar Grün-Rot-Rot möglich werden, dann hätte man ebenfalls zwei willige Partner zur Verfügung – und könnte sogar den Kanzler stellen.
Wenn Habeck zurückstecken muss
Eine Kanzlernominierung aber heißt: Es ist vorbei mit der schönen Harmonie im bisher so erfolgreichen Führungsduo. Auch wenn man das hundertmal anders beteuern wird. So läuft es unter „Alphatieren“ – wie ja 1998 schon bei Lafontaine-Schröder, zwischen die "kein Blatt Papier" passte.
Viel spricht für Baerbock, weil sie die relativ junge Frau im Kreis der alten weißen Männer wäre: Laschet, Scholz, Söder … Doch da gibt es noch den netten Robert Habeck. Er hat noch immer höhere Beliebtheitswerte als die Frau an seiner Seite. Auch wenn sich Habeck stets entspannt gibt: Er ist ehrgeizig. Er müsste sich bei einer Kanzlerkandidatin Baerbock täglich überwinden. Selbst die ausgesprochen Grünen-freundliche Zeit schreibt: „Sollte Baerbock schließlich an ihm vorbeiziehen und kandidieren, bliebe Habeck auf seinem emanzipierten Männerbild sitzen wie auf einem Berg ranziger Butter. Nicht wenige Männer dürften sich über diese Niederlage freuen.“ Damit muss man umgehen lernen.
Die Fehler des erfolgreichen Mitbewerbers schönreden
Und Baerbock? Als Kanzlerkandidatin muss sie sich positionieren. Sie muss sich abgrenzen, sich profilieren. Das bietet Angriffsfläche. Und es sorgt dafür, dass schneller Fehler passieren. Und Habeck steht vor der nächsten persönlichen Herausforderung: Alles loben, was Baerbock sagt und tut, Fehler weg reden, stets gute Miene zum Spiel der siegreichen Mitbewerberin machen.
Fazit: Die Klärung der Kandidatenfrage bietet für die Grünen ein asymmetrische Chance: Etwas Luft nach oben, doch deutlich mehr Platz nach unten.