Großbritanniens Regierung setzt auf fossile Energien
Großbritanniens Regierung reißt das Ruder ihrer Klimapolitik herum. Premierminister Rishi Sunak kündigte heute (31.07.) auf einer Veranstaltung in Schottland die Vergabe von "hunderten" neuer Öl- und Gas-Bohrlizenzen an. Die ersten der neuen Lizenzen sollen noch im Herbst dieses Jahres vergeben werden. Für die nächste Vergabe-Runde sprach Sunak von "wenigstens einhundert" neuen Lizenzen.
Zur Begründung verwies er auf die Zielsetzung, Großbritannien mit "mehr Energie aus Großbritannien" versorgen zu wollen. Selbst wenn das Land das erklärte Ziel von Net Zero im Jahre 2050 erreiche, brauche Großbritannien auch dann noch weiterhin Öl und Gas.
Emissionen unterirdisch speichern
Außerdem kündigte Sunak an, dass die Regierung insgesamt 20 Mrd. Pfund (23 Mrd. Euro) für die Nutzung von CCS-Systemen (Carbon Capture and Storage) bereitstellen werde. Damit sollen die Schadstoffemissionen neuer Öl- und Gasanlagen sowie der verstärkten Nutzung von Öl und Gas in Wirtschaft und in den privaten Haushalten ausgeglichen werden. Durch die CCS-Technik werden die Schadstoffe unterirdisch - meist in alten Öl- und Gasfeldern - gespeichert.
Die Einlagerung von Kohlenstoff unter der Erde kommt über Großbritannien hinaus ins Laufen. Die EU will die Kosten für CCS deutlich drücken (FB vom 13.04.2023), die Bundesregierung überarbeitet ihre bislang ablehnende Haltung gegenüber der Technologie und auch Schwellenländer wie Brasilien, China und Indien errichten CCS-Lager.
CO2 emittieren und einspeichern ist umstritten
Anderthalb Jahre vor den nächsten Wahlen verschiebt der Premier der laut Umfragen unbeliebten Regierung den Fokus der Energie- und Klimapolitik wieder in Richtung fossiler Energien. Befürworter dieses Schwenks halten den Ansatz für pragmatisch. Kritiker sprechen von Populismus. Zudem warnen sie vor den Risiken der CCS-Technik. Einerseits würde durch die Technologie die Energiewende ausgebremst, die Kosten und der Energiebedarf seien hoch und die Risiken (z.B. Lecks) zum Teil noch nicht ausreichend erforscht.