Politik schwächt das Pfund
Nur wenige Tage nach der jüngsten Zinserhöhung fällt das Pfund mit 0,89 zum Euro auf den schwächsten Kurs des Jahres. Trotz relativ guter Konjunkturdaten und positivem Wachstumsausblick durch die Notenbank findet das Pfund keinen Halt.
Die Ursache: Mittlerweile sehen auch die Devisenhändler in London ein, dass die Chance auf einen weichen Brexit gering ist. Weitgehend ungestörte Handelsbeziehungen werden somit unwahrscheinlicher. Es gibt einfach keine Schnittmenge zwischen der von den dominierenden Brexiteers verlangten Unabhängigkeit von allen EU-Institutionen und den mindestens zu respektierenden EU-Standards als Voraussetzung für einen funktionierenden Freihandel mit dem Kontinent. Das erwies sich zuletzt an dem von Regierungschefin Theresa May Ende Juli durchgepaukten Chequers-Konzept. Es ist weder für die EU akzeptabel noch für die Brexiteers, wie die Rücktritte der Minister Davis und Johnson zeigen. Daher kommuniziert die Politik (zuletzt Handelsminister Liam Fox) immer deutlicher, dass der Austritt ohne Vertrag mittlerweile wahrscheinlicher ist als ein Abkommen. Diese desaströse Aussicht überlagert mittlerweile alle anderen Entwicklungen. Zumal mit dem Brexit nun auch das Defizit der UK-Leistungsbilanz und die hohen UK-Auslandsschulden an Gewicht gewinnen und das Pfund zusätzlich belasten. Technisch gibt es für das Pfund noch eine schwache Unterstützung bei 0,901 Pfund/Euro. Die dürfte aber nicht lange standhalten, der nächste Anhalt liegt dann bei 0,926.
Fazit: Das Pfund ist noch schwächer geworden. Neue Engagements sollten vermieden werden. Wer Pfund halten muss, sollte zumindest schwächere Kurse als 0,926 absichern, denn danach kommen nur noch die Tiefststände aus der Finanzkrise 2008/09.