Schottlands historische Wahl
Noch eine Woche, dann könnte in Schottland eine Entscheidung von historischer Tragweite stattfinden – die möglicherweise eine politische Kettenreaktion auslöst. Die Parlamentswahl in Schottland am 6. Mai – bei der 73 Abgeordnete gewählt werden – kann zu einer Mehrheit führen, die die Unabhängigkeit Schottlands von UK herbeiführen will.
2014 stimmten beim ersten Referendum die Mehrheit der Schotten mit 55,3% gegen eine Abspaltung vom Vereinigten Königreich. Die Wahlbeteiligung lag damals bei 84,59%. Jedoch: 62% der Schotten stimmten im Juni 2016 für einen Verbleib Großbritanniens in der EU. Das Vereinigte Königreich trat dennoch aus und die Schotten zwangläufig mit.
Schwächung des nationalen Lagers
Was die Wahl so spannend macht: Eine Reihe von Skandalen im Zusammenhang mit der derzeitigen Parteivorsitzenden Nicola Sturgeon und ihrem Ex-Führer Alex Salmond haben die SNP Stimmen gekostet. Umso wichtiger werden die Grünen und die Nationalisten der Alba (gälisch für Schottland).
Auch sie tendieren zur Unabhängigkeit Schottlands und könnten nach der Wahl den Ausschlag geben, ein zweites Referendum einzufordern. Das müsste dann der britische Premier Boris Johnson genehmigen. Klar ist: Geht die Abstimmung erneut zugunsten des Verbleibs im UK aus, hat sich das Thema auf sehr lange Sicht erledigt. Stimmen die Schotten aber gegen den Verbleib, könnte das auch Waliser und Nordiren zu ähnlichen Referenden anstacheln.
Fazit: Die Entscheidung dürfte Spitz auf Knopf ausfallen. Sie ist für London und die Engländer mindestens so bedeutend wie für Edinburg und die Schotten.