Südeuropa holt wirtschaftlich auf
Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wird sich voraussichtlich auch in den kommenden Jahren verschlechtern. Der Aufholprozess der einstigen Eurokrisenländer (von 2010 bis 2015) ist keine kurze Moment-Aufnahme. Besonders Spanien (Inflationsrate 2,3%, BIP-Wachstum 1,9%) weist starke Zahlen auf. Sie sind weit besser als der Durchschnitt der EU (6,4% Inflation, 1,1% Wachstum 2023, Prognose: 1,6% Wachstum 2024). Auch Portugal (Inflation 3,1%, BIP-Wachstum 2,4%) und Griechenland (Inflation 1,8%, BIP-Wachstum 2,4%) präsentieren starke Zahlen. Sogar die hochverschuldeten Länder Italien und Frankreich können derzeit bessere Zahlen liefern als Deutschland.
Die Entwicklung könnte sich als Trend verfestigen
Dieser Negativ-Trend für Deutschland dürfte sich verstetigen. Denn die Faktoren, die bisher für Deutschland gesprochen haben, arbeiten gerade gegen die Wirtschaft des Landes. Vor allem die Energiepreise haben die grundlegende Situation gekippt, so dass viele Industrien mehr negative, als positive Standortfaktoren für Deutschland ausmachen.
Besonders Spanien, aber auch Frankreich, Griechenland und Portugal haben gute Chancen, dauerhaft günstige Energiepreise zu erreichen. Denn sie verfügen über viel Sonne und lange Küstenlinien, die günstige Windkraft ermöglichen. Spanien und Frankreich investieren stetig größere Mittel in die Erneuerbaren Energien.
Geringere Arbeitskosten und verfügbare Arbeitskräfte
Auch die Arbeitskosten sind in den Südländern nach der Eurokrise langsamer gestiegen als in Deutschland. Die noch bessere Ausbildung in Deutschland wird durch den akuteren Fachkräftemangel bedroht. Die noch immer höhere Arbeitslosigkeit (Spanien 12,7%; Griechenland 10,8%; Italien 7,6%, Frankreich 7%, Portugal 6,4%) machen Investitionen dort vergleichsweise attraktiver als in Deutschland. Selbst die Bürokratie ist in den Südländern inzwischen weniger drückend. Denn viele Länder haben viele Verfahren vereinfacht.