Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
3617
Corona-Schulden

Sozialkassen bereiten Probleme

Die Neukredite für die Corona-Rettungsmaßnahmen treiben die Verschuldung Deutschlands in die Höhe. Zur Rückführung der Schulden wird nach Ansicht der meisten Wirtschaftsforschungsinstitute die Einhaltung der Fiskalregeln ausreichen - wie schon nach der Finanzkrise. Ein Institut erwartet allerdings eine grundlegend andere Situation.

Die gigantisch anmutenden Corona-Neuschulden Deutschlands können über strikte Fiskalregeln, also die Schuldenbremse und die schwarze Null als Finanzpolitik-Ziel abgebaut werden. Das 2. deutsche Wirtschaftswunder nach der Finanzkrise von 2008 soll sich also wiederholen. Davon gehen zumindest die Wirtschaftsforscher bei DIW, Ifo, RWI und IfW auf FUCHSBRIEFE-Nachfrage aus.

Steuererhöhungen oder Sparpakete wären demnach nicht nötig. Dieser Weg funktionierte zumindest nach der Finanzkrise. Von 2008 bis 2010 stiegen die Schulden von 65% auf 82% des BIP. Durch das starke Wirtschaftswachstum und die niedrigen Zinsen fielen die Schulden wieder auf etwa 59% im vergangenen Jahr. Mit den schon beschlossenen Hilfsmaßnahmen und derzeit diskutierten nationalen Konjunkturprogrammen wird die Verschuldung Ende 2020 wohl 80% erreichen. Kommt der EU-Fonds so, wie vorgestern von Merkel und Macron vorgestellt, steigt sie auf etwa 85%.

Tilgung ohne Steuererhöhungen innerhalb von zwanzig Jahren

Die Rückführung der Verschuldung wird nach Tilgungsplan des Bundes 20 Jahre dauern. Die für die Tilgung erforderlichen fünf Mrd. Euro zusätzlich im Jahr sieht der IfW auch bei schwacher Konjunktur als tragbar an. Ähnlich ist die Lage bei den Ländern. Dort fallen etwa 2 Mrd. Euro (oder 0,5% das Haushalts) zusätzliche Tilgung über die nächsten zwanzig Jahre an. 

Wirtschaft muss sich dafür schnell erholen

Die Sache hat allerdings einen Haken. Voraussetzung dafür ist nämlich, dass die Wirtschaft schnell wieder anspringt und die Wirtschaftsleistung nach dem scharfen Einbruch im April wieder deutlich steigt. Das ist im Moment noch offen. Selbst die genauen Zahlen, wie sehr die Wirtschaft nach dem Shutdown im April geschrumpft ist, kommen erst nächste Woche.

ZEW rechnet mit schwacher Wirtschaft und Steuererhöhungen

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sieht die Angelegenheit denn auch weit weniger entspannt. Das  ZEW geht nämlich  davon aus, dass die guten Jahre vorbei sind. Konjunkturprogramme werden die Verschuldung stärker als auf 85% steigen lassen und die Wirtschaft sich nur sehr langsam erholen. Eine Position, der wir uns anschließen.

Die Folge: Die Fiskalregeln werden daher doch nicht ausreichen, um die Schulden zu verringern. Sparmaßnahmen und Verteilungsdiskussionen der frühen Zweitausender-Jahre werden zurückkommen. Dabei sollte die Arbeit nicht mit weiteren Kosten belastet werden, weder bei den Einkommensteuern, noch bei den Sozialabgaben, so das ZEW. Auch die Gewinnsteuern für Unternehmen sind im internationalen Vergleich schon hoch. Steuererhöhungen bei der Mehrwertsteuer, den Grundsteuern und der Erbschaftssteuer bieten sich dagegen aus Sicht des Mannheimer Instituts an.

Sozialkassen mit steigenden Kosten

Anders als bei der Verschuldung sieht es bei den Sozialkassen aus. Die Reserven in Höhe von 100 Mrd. Euro Ende 2019 bei Krankenkassen und Rentenversicherung dürften schon in diesem Jahr aufgebraucht werden (FB vom 18.5.2020). Stetige Kostensteigerungen bei der GKV und die Verrentungswelle der Babyboomer-Generation treiben die Beitragssätze in den nächsten Jahren in die Höhe. Um ständig steigende Renten-Beitragssätze zu verhindern, schlägt das ZEW eine Anhebung des Rentenalters vor. Das würde auch die Bundeszuschüsse senken und so den Bundeshaushalt entlasten. Zudem setzt das ZEW auf die (Wieder-)einführung von Studiengebühren.

Fazit: Selbst wenn sich die Wirtschaft schnell erholt und die Fiskalregeln ausreichen, um die Schulden von Bund und Ländern wieder zurückzufahren – die Abgaben werden in den kommenden Jahren wieder steigen und die Wirtschaftsentwicklung belasten.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: DGK & Co. Vermögensverwaltung AG

DGK brilliert in aller Kürze

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
In der Kürze liegt die Würze: Dieses abgedroschene Sprichwort bekommt durch den Vorschlag von DGK eine neue, erfrischende Bedeutung: Wo andere Anbieter – in allen Ehren – den doppelten bis dreifachen Platz benötigen, kommt der Hamburger Vermögensverwalter mit einem äußerst informativen Anschreiben, zwei intelligenten Rückfragen und einem siebenseitigen Vorschlag aus. Vor allem die Rückfragen zeigen, dass man sich intensiv mit der Stiftung befasst. Gute Aussichten auf eine hochwertige Empfehlung?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: G & H Gies & Heimburger Vermögens-Management GmbH

G & H kann mit Edelstein TOPAS nur bedingt punkten

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Sehr tiefschürfend sind die Informationen über den Kelkheimer Vermögensverwalter Gies & Heimburger auf dessen Website nicht. Drei Herren mittleren Alters schauen dem Leser freundlich entgegen. Bei der weiteren Recherche stellen sie sich als die Geschäftsführer Markus Gies sowie Bernd und Hans Heimburger heraus. Man sei ein bankenunabhängiger, professionell organisierter Vermögensverwalter mit viel persönlichen Erfahrungen. Reicht das, um die Stiftung Fliege zu überzeugen?
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Gold und Bitcoin gleichzeitig auf Allzeithochs

(Warum) Misstrauens-Anlagen boomen

Wenn zinslose Anlagen ohne „Gebrauchswert“ einen Preisboom verzeichnen, sollt man aufhorchen. Dann könnte „etwas im Busch sein“. Dies ist so ein Moment. Der Goldpreis verzeichnet mit 2.316 USD (2.163 EUR) einen Rekordpreis. Der Bitcoin tendiert mit 64.182 USD (59.962 EUR) ebenfalls um sein Allzeithoch herum. Und das, obwohl Zinsanlagen wieder attraktiv sind und auch die Börse Höchststände feiert, es also genügend Anlagealternativen gibt.
  • Fuchs plus
  • Dollar zeigt Muskeln

Fed im Stagflations-Dilemma

Die US-Notenbank Fed steckt in einem Stagflations-Dilemma. Das geht klar aus den jüngsten Zahlen zur US-Wirtschaftsentwicklung hervor. Noch rätseln die Märkte darüber, wie sich die Fed aus diesem Dilemma befreien will. Die Antwort dürfte bald absehbar werden - und vielen Zinssenkungs-Optimisten nicht gefallen. Der Dollar wird darauf noch kräftig reagieren.
  • Fuchs plus
  • US-Leitzins bewegt auch europäische Währungen

Pfund und Franken leiden unter Dollar-Stärke

Alle Welt schaut auf den US-Dollar und was die US-Notenbank aus den jüngsten Konjunktur- und Inflationsdaten macht. Anleger, die ihren Fokus etwas weiten, werden gute Anlagechancen bei einigen Cross-Rates entdecken. FUCHS-Devisen zeigt sie auf.
Zum Seitenanfang