Auf zu den Jahreshochs?
Die Aktienmärkte klettern erstaunlich stark in die Höhe. Inzwischen sind die Jahreshochs wieder in greifbare Nähe gerückt. Für den DAX liegt es bei 11.430 Punkten. Beim Dow sind es gut 26.700 Zähler.
Erstaunlich ist, dass dennoch insbesondere an der US-Börse akute Skepsis herrscht. Der Angst und Gier -Indikator notiert bei 34 Punkten im Angstbereich. 50 Zähler sind neutral, 100 markieren große Gier.
Dass an der US-Börse eher Sorgen dominieren, obwohl die Fed die Erwartung sinkender Zinsen entfacht hat, ist überraschend. Die nächste Überraschung ist, dass die Kurse dennoch wie an der Schnur gezogen steil steigen. Das deutet darauf hin, dass einige Pessimisten auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Sie hatten auf fallende Kurse gesetzt und müssen jetzt in steigenden Notierungen kaufen, um ihre Short-Positionen aufzulösen.
Bemerkenswerte Formationen
Erstaunlich ist auch, dass die Dynamik von Auf- und Abwärtsbewegungen gerade nicht nach dem üblichen Muster verläuft. Normalerweise verlaufen Aufwärstsbewegungen relativ langsam und kontinuierlich und über längere Zeiten.
Abwärtsbewegungen sind dagegen steil und zunehmend dynamisch. Grund: Fallende Kursen steigern ihren Dynamik im Zeitverlauf, weil immer mehr Anleger „noch schnell" Gewinne mitnehmen oder zügig noch größere Verluste verhindern wollen. Das führt in der Regel zu einer Beschleunigung nach unten.
Die jüngste Abwärtsbewegung seit dem Jahreshoch verlief in relativ ruhigen Bahnen. Von Panik keine Spur. Dagegen ist die Aufwärtsbewegung ausgehend von den wichtigen charttechnischen Unterstützungen extrem steil und ohne Korrektur verlaufen. Im Dow ging es binnen fünf Tagen von 24.400 auf über 26.000 Punkte. Das hat schon fast Züge von „Kaufpanik".
Süchtig nach Treibstoff
Diese seltene Konstellation ist ein weiterer Beleg für die Abhängigkeit der Börse vom „Notenbank-Treibstoff". Konjunkturell analysierende Pessimisten werden derzeit von liquiditätsgetriebenen Anlegern und technisch orientierten Trendfolgesystemen „überfahren".
Die Pessimisten dürften mittelfristig aber recht behalten. Der Ölpreis gibt weiter nach – der aktuelle Peak ist auf den Öltankeranschlag im Persischen Golf zurückzuführen (singuläres Ereignis). Die Gewinnwarnung des Rohstoffhändlers Aurubis signalisiert dagegen ein schwaches Rohstoffgeschäft weltweit. Das ist ein weiteres konjunkturelles Warnsignal!
Positive Impulse dürften vom G-20-Treffen Ende des Monats ausgehen (Fb vom 6.6.). Dort werden die Regierungschefs um politische Botschaften hinsichtlich einer Lösung des Zollstreits und mit Blick auf einen offenen Welthandel bemüht sein. Das dürfte den Märkten kurzfristig Rückenwind geben.
Fazit: Die Börsen drängen aufgrund der Markttechnik nach oben und die Jahreshochs testen. Dort angekommen wird die Entscheidung getroffen, ob es weiter hoch oder eine Etage tiefer geht. Wir raten weiter zu Geduld und Zurückhaltung. Neue Käufe nur bei tief gefallenen Engeln.