Herzhaftes Zupacken von Nöten
Das Börsenjahr 2020 beginnt mit ambivalenten Wirtschaftszahlen. Aber: Die Früh- und Stimmungsindikatoren verbessern sich. Nun hoffen Unternehmen und Anleger auf ein gutes Jahr 2020.
Die Aktienbörsen notieren aber nahe historischer Höchststände. Die Börsen haben seit September die sich global abschwächende Konjunkturdynamik ignoriert. Im Verlauf der Zollstreitigkeiten zwischen den USA und China ging es zwar an der Börse auch kurzzeitig abwärts. Letztlich sind die realen Risiken einer Eskalation aber nicht eingepreist. Der IWF warnte immerhin, dass sich das Welt-BIP bei einem fortgesetzten Streit um 0,8 Prozentpunkte reduzieren könnte.
Emotionen über Vernunft
Die Börsen setzen bislang stur auf das Prinzip Hoffnung. Meldungen über Mini-Fortschritte im Zollkonflikt haben immer wieder größere Kurssteigerungen ausgelöst und die Märkte wiederholt auf neue Höchststände getrieben. Dabei ist längst noch nichts in „trockenen Tüchern" und etliche Zölle werden auch nach einer Einigung zwischen den USA und China bestehen bleiben.
Der Zollkonflikt ist zudem ein sehr persönlicher Konflikt. Er wird wesentlich vom sprunghaften Twitter-Trump geführt. Und der benötigt den Zollstreit in seinem Wahlkampf um das Weiße Haus noch weiter als Pfand. Daher wird er ihn noch einige Monate treiben und damit auch die US-Notenbank Fed unter Druck setzen. Gibt es auch nur kleinste Anzeichen wirtschaftlicher Schwäche, wird der Ruf nach Zinssenkungen lauter werden – und die Fed wird erneut „vorsorglich" handeln.
Die Schere öffnet sich immer weiter
Die Notenbanken stehen global ohnehin schon hart auf dem Gas und spülen Liquidität ins System. Sie halten zudem die Zinsen niedrig. Trotzdem wächst die Wirtschaft nicht dynamisch, sondern mit abnehmenden Raten und die Verschuldung steigt rasant. Das ist der Japan-Modus, mit dem sich auch Anleger arrangieren müssen. Wie Sie das können, lesen Sie ausführlich im FUCHS-Buch Anlagechancen 2020 mit dem Titel „Anlegen im Japan-Modus". Ordern Sie das Buch gern in unserem Shop.
Im Japan-Modus sind die Notenbanken relevante Marktteilnehmer geworden. Sie beeinflussen weit mehr als nur den Zins, sie schaffen Liquidität, trocknen zugleich aber Märkte aus und verzerren die Risiken. Dennoch ist der Glaube bei vielen Marktteilnehmern groß, dass die Geldhüter die Märkte steuern und Krisen verhindern können.
Die Risiken steigen
Vermutlich sind die Märkte sogar anfälliger geworden. Darauf deuten die Probleme am US-Geldmarkt hin. Es fehlt Liquidität und Vertrauen. Die Fokussierung vieler Beobachter auf die Geldhüter ist riskant. Sie blendet den weit größeren Teil des Anleihenmarktes aus, den die Hüter des Geldes nicht beeinflussen können. Gerade am langen Ende der Kreditlaufzeiten wurden erhebliche Risiken aufgebaut. Die Verschuldung ist gestiegen, die Zinssensivität auch. Die US-Verschuldung liegt bei 1,2 Bio. Dollar. Kommt noch eine Schwäche des Greenback dazu, werden die Renditen steigen. Das kann kräftig und schnell gehen und wäre Gift für die Börse.
Fazit: Die Stimmung ist besser als die Lage. Die Börsen blenden größere Risiken aus. Daraus resultiert eine ordentliche Fallhöhe. Wir erwarten ein ruppiges Börsenjahr. Anleger werden 2020 auf Sicht fahren und bei Korrekturen beherzt agieren müssen. Kritisch wird es, wenn die US-Renditen und Inflation kräftig anziehen sollten. Dann dürften auch die langfristigen Aufwärtstrends bei Aktien unter Druck kommen. Edelmetalle und Rohstoffe rutschen auf der Kaufliste nach oben.