Ein gutes Rohstoffjahr, wenn...
Der Ausblick für die Rohstoffmärkte ist in diesem Jahr mit großen Unsicherheiten behaftet. Derzeit kommen konjunkturelle und politische Risikofaktoren zusammen. Das zeigt ein Blick auf den Ölpreis: 2023 zog der Preis für das schwarze Gold während der Sommermonate um 38% an und erreichte mit rund 95 US-Dollar je Barrel sein Jahreshoch. Zum Jahreswechsel nimmt der Ölpreis mit aktuell rund 71 US-Dollar je Fass sein Jahrestief 2023 wieder ins Visier.
Hohes Angebot trifft auf verhaltene Nachfrage
Der Grund für den jüngsten Abwärtstrend liegt an der schwachen Nachfrage. Die Pro-Kopf-Ölnachfrage der US-Verbraucher werde 2024 auf das niedrigste Niveau seit 20 Jahren fallen, so die US-Regierung. Die US-Ölproduktion könnten ihren Höhepunkt bereits erreicht haben. Auch die Aufhebung der US-Sanktionen gegen Öl aus Venezuela dürften den Abwärtstrend des Ölpreises gestützt haben. Die befürchteten Angebotsausfälle nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober sind ausgeblieben.
Auf dem aktuellen Preisniveau knapp oberhalb der Jahrestiefs sieht es rein charttechnisch nach einer Bodenbildung aus. Im Kursbereich zwischen 65 und 66 US-Dollar je Barrel ist der Ölpreis solide und mehrfach unterstützt. Kursanstiege dürften bereits um 75 US-Dollar, spätestens jedoch knapp unterhalb der 80-Dollar-Markte gedeckelt werden. Erst ein spürbarer Anstieg der Ölnachfrage, weitere deutliche Förderkürzungen oder eine Eskalation einer weiteren Krise dürften ausreichen, um diesen Preisdeckel zu heben. Im Falle einer möglichen konjunkturellen Erholung in den USA in der zweiten Jahreshälfte, dürfte der Ölpreis deutlicheren Rückenwind bekommen und die 90-Dollar-Marke anvisieren. Auch Zinssenkungen dürften dieses Szenario stützen.
Industrierohstoffe profitieren von technologischen Trends
Die Industriemetalle bleiben durch die Energiewende gefragt. Das betrifft vor allem Kupfer. Gute Chancen sehen wir zudem im Bereich der sogenannten „Seltenen Erden“ insbesondere mit Blick auf die zunehmende Elektrifizierung der Mobilität. Den gehypten Batterierohstoff Lithium sehen wir angesichts der Vorteile von Natrium-Ionen-Akkus langfristig aber als kritisch an.
Edelmetalle bleiben gefragt
Die Edelmetalle Gold und Silber haben jüngst ihren Status als „sicherer Hafen in Krisenzeiten“ unter Beweis gestellt. Vor allem der Goldpreis hat zuletzt deutlich von der Aussicht auf sinkende US-Zinsen sowie der unsicheren geopolitischen Lage profitiert. Der Preis des Edelmetalls zog wieder deutlich über die 2.000-Dollar-Marke an. Beide Edelmetalle dürften auch im kommenden Jahr als Krisen- und Inflationsschutz gefragt bleiben.