Europa macht die USA zum größten LNG-Exporteur
Die USA sind im ersten Halbjahr 2022 zum größten LNG-Exporteur der Welt geworden. Sie exportierten im Schnitt über 300 Mio. m³ am Tag. Das sind 12% mehr als im zweiten Halbjahr 2021. Die Exporte nach Europa inklusive GB wuchsen dabei um 63% im Verhältnis zum Vorjahr. Über die Hälfte aller US-Exporte (64%) ging nach Europa. In Europa entfielen 47% der Importe auf die USA, aus Katar kamen 15%. Russland lag mit 14% nur noch an dritter Stelle. Aus Afrika (sechs Staaten zusammengenommen) kamen 19% der europäischen Importe.
Mehr exportiert als zugesagt
Die Mengen liegen über den Zusagen US-Präsident Bidens. Er versprach, in diesem Jahr 15 Mrd. m³ zusätzlich zu liefern. Im ersten Halbjahr haben die USA bisher 39 Mrd. m³ geliefert, so Daten des Energieanalysten Refinitiv. Im gesamten Vorjahr waren es 34 Mrd m³. Können die USA die Exportmengen in der zweiten Jahreshälfte halten, so könnten sie zum Ende des Jahres 45 Mrd. m³ mehr liefern als im letzten Jahr. Also dreimal mehr, als Biden versprochen hat. Allerdings brannte es im Juni im LNG-Terminal Freeport, über den fast 20% der US-Exporte laufen. Das verringert die Exporte. Die Anlage wird erst zum Ende des Jahres wieder einsatzbereit sein.
Deutsche Importe über Terminals in Belgien
Ein großer Teil der US-Exporte geht nach Deutschland. Weil es hier noch keine LNG-Terminals gibt, laufen die deutschen Importe vor allem über Belgien, bzw. dessen Terminals in Rotterdam und Zeebrugge. Dort kam in diesem Jahr mehr als sechsmal so viel US-LNG an, als im Vorjahr.
Amerikaner halten Verträge mit asiatischen Ländern nicht ein
Leidtragende sind asiatische Staaten wie Indien oder Pakistan. Die Exporte aus den USA nach Pakistan sind um drei Viertel gesunken. Die hohen Gaspreise in Europa liegen so weit über jenen in Asien, dass es sich die US-Lieferanten leisten können, Strafen in Asien für ausgefallene Lieferungen zu zahlen, das Gas stattdessen nach Europa exportieren und immer noch Gewinne machen. In Asien drohen Energieengpässe. Die ausgefallenen US-Exporte nach Asien kann Russland auf die Dauer ersetzen, aber es erhält dafür weniger als in Europa.