Pfund verliert international an Bedeutung
Das Pfund ist derb unter die Räder gekommen. Jetzt versucht die Bank of England - wie die EZB - die Quadratur des Kreises. Sie will die Zinsen anheben und zugleich die Renditen mit Anleihekäufen ausbremsen. Das Manöver kann nicht gelingen...
Der US-Dollar ist seit Monaten eine dominante Währung. Der Greenback wertet steil gegen viele Währungen auf. Der USD steigt gegen den Euro und den Yen. Aber auch gegen den CNY, den AUD, den NZD und den CHF legt der Dollar teils brachial zu.
Getrieben wird der Greenback von der scharfen Zinsperspektive der US-Notenbank. Seit Beginn des Ukraine-Krieges noch zusätzlich durch eine Flucht in den US-Währungsraum (sicherer Hafen). Verstärkend hinzu kommen inzwischen forcierte Rohstoffkäufe Europas in den USA (LNG). Perspektivisch werden die anlaufenden Unternehmensverlagerungen in die USA den Greenback stützen. Dies sind alles sehr langfristige Trends, die den Dollar noch weiter anschieben werden.
Pfund verliert an Bedeutung
Im Mittelpunkt stand das Pfund. Das wurde von der Bank of England (BoE) mit einer Anleihekauf-Überraschung aus dem freien Fall gefangen. Die BoE fährt jetzt aber eine wirre Linie, wie die EZB. Einerseits zieht sie die Zinsen hoch, um die Inflation zu zügeln. Andererseits flutet sie die Anleihemärkte mit Geld, um die Zinsen zu zügeln. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Und der Endpunkt dürfte in UK aufgrund der viel geringeren Größe eher erreicht sein als in Europa.
Das Pfund wird unter diesem Geld-Regime strukturell schwach - sogar gegen den Euro. Umgekehrt bedeutet das, dass Aktien und Immobilien in UK absehbar über die Wechselkursseite deutlich billiger werden. Erlöse von Unternehmen in UK sind dann aber auch mit einem Schrumpf-Faktor versehen.
Bremsen die ersten Notenbanken bald wieder ab?
Der Euro bekommt unterdessen Rückenwind. Er hat gegen den Franken, den AUD und sogar gegen den USD nach dem tiefen Sturz eine beachtliche Aufwärtsbewegung hingelegt. Eine Schwalbe macht zwar noch keinen Sommer. Aber insbesondere in gegenüber den Währungen, in denen die Notenbanker deutlich früher als die EZB die Zinsen angehoben haben, gewinnt der Euro jetzt an Boden. Die Märkte ziehen offenbar in Betracht, dass einige Notenbanken über ein Ende der Zinserhöhungen nachdenken könnten.
Fazit: Das Pfund wird mit der neuen Marschroute der BoE international rapide an Bedeutung verlieren. Als Reservewährung war es ohnehin auf dem Rückzug. Der Euro hat gerade ein kräftiges Aufwärtsmomentum. Wir sehen den großen Kurswechsel der Frontrunner-Notenbanken aber noch nicht.