Wachstums-Schwäche belastet Euro langfristig
Jüngst hat das Institut of International Finance als Research-Arm der Großbankenwelt eine optimistische Voraussage für das US-Wachstum getroffen. Mit 2,0% im nächsten Jahr liegt die Voraussage deutlich über der Bloomberg-Konsenserwartung von 1,0%. Für die USA sprechen zudem das Präsidentschaftswahljahr – in Wahljahren wird gewöhnlich nicht auf die Ausgaben-Bremse getreten – und die fortgeschrittene Notenbankpolitik, die für eine Weile Stabilität an der Zinsfront verspricht. Für Europa gilt das nicht.
Zwischenzeugnis: Die Fed schneidet besser ab als die EZB
Die Bank für Kirche und Caritas hat beiden Zentralbanken ein Zwischenzeugnis bei der Inflationsbekämpfung ausgestellt. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass in Europa noch einiges mehr zu tun ist: „Die Vereinigten Staaten befinden sich in Summe stärker auf Kurs heraus aus der Hochinflation, während für Europa die Risiken weiter erhöht sind. In beiden Währungsräumen bereitet die fiskalische Verantwortungslosigkeit Sorge.“ Letzterer ist zumindest durch den aktuellen Spruch des Bundesverfassungsgerichts zur Umwidmung des Corona-Sonderschuldentopfs für die Klimasanierung Einhalt geboten.
Sollte sich die US-Wirtschaft tatsächlich als so robust erweisen, werden im nächsten Jahr auch wieder anziehende Inflationsraten zu sehen sein. Damit würden die Zinsoptimisten, die bereits auf einen Zinsschritt in den USA nach unten einpreisen, auf dem falschen Fuß erwischt.
Düstere Voraussagen für Europa
Für Europa sind die Erwartungen derzeit einhellig düster. Das IIF taxiert sie sogar noch mal leicht nach unten, auf nur noch 0,6% Zuwachs der wirtschaftlichen Gesamtleistung in der Eurozone. Der Internationale Währungsfonds ging im Oktober noch vom Doppelten aus, der Bloomberg Konsens von +0,7%.
Die europäische Wachstumsschwäche zeigt sich insbesondere im Vergleich zur Weltwirtschaft, die mit 2,9% nach 3,0% in diesem Jahr in etwa in der Größenordnung vor der Covid-Krise wachsen soll. China traut der IIF immerhin +4,8% zu. Das ist zu viel, um Deflationserwartungen zu hegen. Die Schwellenländer (EMMA) sollen mit 3,8% 2,7-mal so schnell wachsen wie die G3 (USA, Japan, Europa).