Heimische Holzwirtschaft kann Bedarf nicht mehr decken
In Deutschland könnte es zu einer dauerhaften Unterversorgung auf dem Holzmarkt kommen. Der ist ohnehin angespannt. Jetzt soll aber auch die Baubranche mehr auf den Rohstoff Holz setzen. Eine neue Holzbauinitiative der Bundesregierung soll dem „Einsatz von Holz für den Bau- und Wohnungssektor Rückenwind geben“, so Timo Schisanowski (SPD). Mit der Initiative will der Bund die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Holzbau verbessern. Außerdem will der Bund selbst Vorbild sein und mehr Holz verbauen.
Die Holzwirtschaft freut sich über die Initiative. „Der Bund hat als öffentlicher Auftraggeber viele bislang noch nicht genutzte Möglichkeiten,“ so Johannes Schwörer, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH). Das gilt vor allem für den mehrgeschossigen Bau. Denn während bei ein- und zweistöckigen Familienhäusern immerhin zu 26% auf Holzbau gesetzt wird, seien es beim mehrstöckigen Bau nur 5%.
Kapazitäten der heimischen Holzproduktion sind endlich
Für die Holzversorgung sind aber schon Engpässe absehbar. Die Bundesregierung schätzt in ihrem Strategiepapier zwar, dass die deutsche Forstwirtschaft den inländischen Holzbedarf noch 15 bis 20 Jahre decken kann. Sie stützt sich dabei auf ein Gutachten aus 2021. Die Regierung gibt aber zu, dass in der Prognose die demografische Entwicklung, Dürren und der Wunsch nach mehr Holzbau nicht „vollumfänglich berücksichtigt“ sind.
Holz-Engpässe sind die Realität
Ohnehin ist uns schleierhaft, warum sich die Bundesregierung auf dieses längst veraltete Gutachten stützt. Die Aussage, dass keine Unterversorgung zu befürchten sei, wurde bereits im Jahr der Publikation des Gutachtens widerlegt: Als 2021 die Lieferketten gestört waren und deutsche Unternehmen viel Holz exportierten, war der hiesige Markt leergefegt.
2022 wurde Holz in Folge der Energiekrise im Herbst gehamstert. Das droht auch dieses Jahr wieder. Mit einem Holzverbrauch von 1,2 Kubikmetern pro Kopf und Jahr ist Deutschland ohnehin ein Hochverbrauchsland (Durchschnitt Welt: 0,5 Kubikmeter). Damit würde Deutschland bereits jetzt mehr Holz verbrauchen, als es produziert, so eine Studie des WWF.
Immer neue Holzanwendungen
Zudem treten immer mehr Branchen beim Holz in Konkurrenz zueinander:
- Für Papier und Pappe wird es von der Verpackungsindustrie nachgefragt.
- Das finnische Unternehmen UPM-Kymmene betreibt eine Raffinerie, die Chemie aus Holz herstellt (FB vom 27.07.2021).
- Bei der Entwicklung holzbasierter Kunststoffe gab es jüngst einen Durchbruch (FB vom 09.03.2023).
- Auch für die Textilindustrie könnte Holz durch neue Verordnungen eine größere Rolle spielen (FB vom 13.04.2022).
Importabhängigkeiten werden zunehmen
Deutschland wird schon in wenigen Jahren viel mehr Holz importieren als derzeit. 2022 wurden in Deutschland 78,6 Mio. Kubikmeter Holz geschlagen. 5,9 Mio. Kubikmeter wurden importiert. Dass sich unter der Importware auch Holz aus Russland befindet, das über China die Sanktionen umgeht, ist inzwischen nachgewiesen. Nach Ende des Ukraine-Krieges könnte Holz aus Russland und Belarus wieder stärker nachgefragt werden. Auch Südafrika ist ein potenziell wichtigerer Partner.
Allerdings befindet sich Deutschland in einem harten Holz-Wettbewerb. Vor allem in den USA und China wird viel Holz verbaut. Die Folge dürfte sein, dass die Kosten der Holzimporte in den nächsten Jahren steigen werden.
Fazit: Holz wird aus ökologischen Gründen von immer mehr Branchen gefragt. Die Versorgungssituation in Deutschland droht aber schon in wenigen Jahren zu kippen. Lagerhaltung gewinnt bei diesem Rohstoff an Bedeutung.
Hinweis: Das Wirtschaftsministerium möchte Holzheizungen als nicht klimafreundlich einstufen. Die Debatte läuft noch. Setzt sich das Habeck-Ministerium damit durch, könnte es Entlastungen für den Holzmarkt geben, weil Pelletheizungen und Kamine benachteiligt würden.