Viele politische Impulsgeber
Seit heute (Donnerstag) sind neue Strafzölle für 279 chinesische Waren in Kraft getreten. Das davon betroffene Handelsvolumen (z.B. für Motorräder, Plastik und Chemikalien) wird auf 16 Mrd. Dollar p.a. geschätzt.
China reagierte prompt auf die neuen Strafzölle. Der Renminbi ist sofort wieder auf Tauchstation gegangen. Das kompensiert die Wirkung der Zölle über die Währungssseite ein Stück weit. Zusätzlich erhebt auch das Reich der Mitte neue Strafzölle auf US-Waren.
Anfang September könnte sich der Zoll-Konflikt verschärfen. Zuvor wollen die USA und China aber in Gesprächen noch einen Kompromiss suchen. Finden Sie keinen, könnten in einer Woche weitere Zölle für chinesische Waren in Höhe von 200 Mrd. Dollar in Kraft treten.
Notenbanktreffen soll Impulse geben
Das Notenbanktreffen in Jackson Hole am Wochenende dürfte Impulse bringen. Traditionell lassen sich nach dem Treffen der weltweit wichtigsten Notenbanker aus deren Statements gute Schlüsse über die künftige Geldpolitik ziehen. Auf der Tagesordnung stehen auch die Schwierigkeiten einiger Schwellenländer, die hohe Dollarschulden aufgehäuft haben. Außerdem werden der Zollkonflikt und die Türkei-Krise debattiert.
In den USA hat US-Präsident Donald Trump erneut die Unabhängigkeit der Notenbank infrage gestellt. Die US-Währungshüter halten aber voll gegen Trumps Kritik an den Zinserhöhungen. Aus den Sitzungs-Protokollen ist ablesbar, dass sie ihren Zinserhöhungspfad weiter konsequent verfolgen werden. Zwei weitere Zinschritte sind für 2018 wahrscheinlich.
Von der Leyen als nächste Kommissionspräsidentin?
In Europa hat Bundeskanzlerin Angela Merkel Überraschung ausgelöst. Sie soll sich jetzt dafür stark gemacht haben, den Chefposten der EU-Kommission im Jahr 2019 mit einem Deutschen zu besetzen. Dem Vernehmen nach favorisiert sie Ursula von der Leyen als Kandidat für die Nachfolge von Jean-Claude Juncker.
Merkel wird keinen Anspruch mehr auf den Posten des EZB-Präsidenten geltend machen. Der Bundesbanker Jens Weidmann dürfte daher sehr geringe Chancen haben, die Nachfolge des Italieners Mario Draghi Ende 2019 anzutreten. Der nächste EZB-Präsident wird also jemand sein, der die Zügel der Geldpolitik nicht so scharf anziehen will wie Weidmann.
Merkel sendet ein Euro-Signal. Sie räumt den deutschen Anspruch auf eine Forcierung der Einhaltung der Stabilitätspolitik ab. Sie tauscht diesen gegen die Hoffnung, die EU politisch relevant beeinflussen und ihr Schicksal bestimmen zu können.
Die Märkte stehen angesichts dieser vielen Unsicherheitsfaktoren auf der Bremse. Vor allem die politischen Impulsgeber, die Signale von hoher Tragweite und langfristiger Wirkungsdauer senden können, fördern aktuell Zurückhaltung.
Fazit: Der DAX tänzelt in einem engen Kursband auf und ab im Seitwärtstrend. Der Dow liegt knapp unter einem Widerstand, der Aufwärtstrend ist intakt. Wir rechnen mit höheren kurzfristigen Kursschwankungen aufgrund politischer News und warten ab.