Ägypten wird zum Drehkreuz zwischen China und Europa
Ägypten will mit Hilfe von Investitionen aus China zu einem wichtigen Handelsdrehkreuz mit Europa werden. Darum dürften über das Land am Nil in den kommenden Jahren noch mehr Waren- und Energieströme als bislang abgewickelt werden. Mittelfristig möchte die Regierung in Ägypten, dass das Land Waren im Wert von 100 Mrd. US-Dollar p.a. exportiert (2022: 51,6 Mrd. US-Dollar).
Der Ausbau der Handelsbeziehungen wird von Kairo konsequent umgesetzt. So werden inzwischen LNG-Exporte über das Land abgewickelt (FB vom 23.06.2022). Die ausländischen Investitionen deuten ebenfalls darauf hin, dass Ägyptens Bedeutung im Außenhandel zunehmen wird. Ägypten ist zum beliebtesten Investitionsziel im Nahen Osten aufgestiegen. 41% aller Auslandsinvestitionen der MENA-Region entfallen auf das Land der Pharaonen. Das liegt auch daran, dass das Land Unternehmen mit hohen Steuer- und Investitionsanreizen lockt.
Chinas Unternehmen schalten in den Investitions-Turbo
Ägypten ist als Investitionsstandort für chinesische Unternehmen höchst attraktiv. Ca. 18.000 Schiffe fahren jährlich durch den Suezkanal. Auf denen werden ca. 10% des Welthandels abgewickelt. Zudem liegt das Land nah am wichtigen europäischen Markt. Darum investieren chinesische Firmen enorme Beträge in die Wirtschaftszone Suezkanal. In den ersten Monaten des Jahres 2023 wurden Investitionsverträge über 8 Mrd. US-Dollar vereinbart. Der Gesamtwert der ausländischen Direktinvestitionen im Geschäftsjahr 2021/2022 lag bei 8,6 Mrd. US-Dollar.
In der Wirtschaftszone Suez sollen inzwischen hunderte chinesische Unternehmen tätig sein. Innerhalb des 455 km2 großen Gebiets hat das chinesische Unternehmen TEDA inzwischen einen Industriepark entwickelt. Es ist der Dreh- und Angelpunkt für die Ansiedlung neuer chinesischer Industrieprojekte. Energy China baut für 5,1 Mrd. US-Dollar eine Produktionsanlage, von der aus Ammoniak nach Europa exportiert werden soll. Ein Paket mit weiteren 3 Mrd. US-Dollar Investitionszusagen wurde jüngst bekannt, darunter von der Xinxing Ductile Iron Pipes, die eine Produktionsanlage für 2 Mrd. US-Dollar zur Herstellung von Gusseisenrohren in der Region errichten wird.
Schwieriger Markt für deutsche Unternehmen
Deutsche Unternehmen investieren in Ägypten bislang nur sehr zurückhaltend. Zwar gäbe es Geschäftschancen im Städtebau und bei Energie-, Straßen- und Schienenprojekten, darüber hinaus auch für den Maschinenbau. Ägyptische Auftraggeber bevorzugen aber vielfach chinesische Partner, weil die ihre Services günstiger anbieten. Auch politische Risiken schrecken den deutschen Mittelstand ab. Dass Siemens in Ägypten eine Hochgeschwindigkeitsstrecke baut, ist dabei eine Ausnahme.
Fazit: Ägypten wird sich für Europa zu einer wichtigen Handelsdrehscheibe mit Asien entwickeln. Das Land wird dabei maßgeblich durch die Seidenstraßen-Initiative Chinas gezogen. Für deutsche Unternehmen bleibt der Markt schwierig.
Hinweis: Unternehmen, die sich stärker in Ägypten engagieren wollen, finden bei der Deutsch-Arabischen Industrie- und Handelskammer Ansprechpartner. Mehr Informationen unter: https://aegypten.ahk.de/dienstleistungen/markteintritt-aegypten