Schweiz vor dem nächsten Zinsschritt
SNB kann es sich leisten, moderat die Zinsen zu erhöhen
Zudem ist es zwar die neue Doktrin der SNB, der Inflationsbekämpfung Vorrang vor der Abschwächung des Franken einzuräumen (FD vom 12.08.2022). Doch erhöht sie den Zinssatz nur um 0,50 Prozentpunkte statt 0,75 Prozentpunkte, kann sie dadurch der Aufwertung des Franken etwas Wind aus den Segeln nehmen. Das schützt die Schweizer Exporteure bei gleichzeitiger Beibehaltung der kontinuierlichen Inflationsbekämpfung.
Fraglich ist, ob der übernächste Zinsschritt dann nochmal höher ausfallen wird. In einer Erhebung gestehen 60% der Unternehmen ein, dass sie nicht auf eine Gas- und Strommangellage eingestellt sind. Ein starker Franken würde bei den Energieimporten etwas Druck herausnehmen. Dass der Schweizer Leitzinssatz im kommenden Sommer bei mindestens 1,00% liegen wird, ist unter Volkswirten daher ausgemachte Sache. Aktuell liegt er noch immer im negativen Bereich (-0,25%).
Gute Argumente für den Franken
Wegen der hohen Inflationsdifferenz zwischen der Eurozone und der Schweiz sei der Franken kaum mehr überbewertet, meint Volkswirt Alessandro Bee von der UBS. Da die SNB wohl die Politik der "ruhigen Hand" fortsetzen dürfte, weitet sich vermutlich die Zinsdifferenz zur Eurozone aus. Der Euroraum liefert die schlechteren Konjunkturdaten und kämpft mit größeren Inflationsproblemen. Zudem stehen bald in Italien Wahlen an, die politisch an der Stabilität der Gemeinschaftswährung rütteln dürften. Die Zeichen stehen damit weiterhin auf Franken-Stärke.