Zinsanstieg kommt in Schwung
Die Marktzinsen ziehen steil an. Das ist sowohl in den USA als auch in Europa zu beobachten. Die Rendite der 10-jährigen US-Zinsen ist bereits wieder auf 2,75% gestiegen. Das deutsche Pendant notiert bei 0,80%. Wir hatten Ihnen eine solche Entwicklung an dieser Stelle prognostiziert (vgl. FB vom 11.12.2017).
In den USA klettern die Zinsen insbesondere wegen der steigenden Inflationserwartung an. Hinzu kommt, dass die US-Notenbank Fed ihre Bilanz abbaut und ihre Anleihenverkäufe sukzessive erhöht. Parallel dazu werden etliche US-Unternehmen ihre US-Langläufer verkaufen. In diesen Papieren haben sie ihre milliardenschweren Auslandsvermögen geparkt, die sie nun nach der Steuerreform sukzessive auflösen und in die USA zurücktransferieren.
Massiver Anstieg der Zinsstrukturkurve
Der Anstieg hat die Zinsstrukturkurve massiv angehoben. Über alle Laufzeiten sind die Zinsen gestiegen. Am deutlichsten sichtbar wird die Verschiebung der Zinssätze am Nullpunkt. Heute rentieren Laufzeiten bis 4 Jahre knapp negativ. Vor einem Monat waren sogar noch die Renditen der 7-jährigen Papiere negativ.
Einen Politikwechsel der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten wir trotz der anziehenden Marktzinsen aber nicht. Denn der Euroanstieg puffert die Inflationsrate (Stichwort Ölpreis) spürbar ab. Darum kann die europäische Konjunktur auch ohne stark steigende Inflationsraten solide wachsen. Erst wenn der Euro wieder längere Zeit kräftig fallen würde, kämen die Geldhüter in Erklärungsnot und Entscheidungszwang. Dann müssten sie mit einer starken Konjunktur und steigenden Inflationsraten umgehen. Einstweilen gilt: Die Zinsstruktur wird insgesamt deutlich steiler, da die Notenbank die Zinsen am kurzen Ende weiter fest bei Null hält.
Unternehmensfinanzierung werden nicht dynamisch teuerer
Unternehmensfinanzierungen werden trotz des Renditeanstiegs noch nicht dynamisch teurer. Das liegt aber nur daran, dass der Wettbewerb der Banken um gute Kreditkunden groß ist – und die Nachfrage nach Krediten im langfristigen Vergleich noch eher gering.
Die Konditionen für Unternehmenskredite sind dennoch in einen Aufwärtstrend eingeschwenkt. Der von Barkow Consulting ermittelte Corporate Credit Index ist auf ein 107-Wochenhoch gestiegen und notiert nun bei 1,96%. Ermittelt werden hier die durchschnitt
lichen Konditionen für neue Unternehmenskredite mit 5-jähriger Zinsbindung unabhängig vom jeweiligen Kreditvolumen.
Fazit: Die Zinsen entfalten eine kräftige Aufwärtsdynamik, insbesondere am langen Ende. Noch werden Finanzierungen zwar nur allmählich teurer. Aber die Konditionen werden kontinuierlich klettern – ebenfalls stärker am langen Ende.