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Neue Bank AG, TOPS 2020: Beratungsgespräch

Professionell und nachhaltig, aber nicht ganz günstig

Die Neue Bank konnte im Beratungsgespräch überzeugen. Copyright: Verlag FUCHSBRIEFE
Bei der Neuen Bank sehen wir handwerklich solide Arbeit. Gespräch, Vor- und Nachbetreuung werden auch hohen Standards gerecht, der gesamte Ablauf ist effizient. Unsere Wünsche werden angemessen berücksichtigt, und auch in Sachen Nachhaltigkeit fühlen wir uns hier gut aufgehoben. Nur an einer Stelle ist der Kunde etwas irritiert.

In Rot- und Blautönen kommt die Website der Neue Bank AG daher – übersichtlich zwar, aber die etwas zu klein ausfallende Serifenschrift macht es nicht ganz einfach, sich zu orientieren. Wir klicken auf „Vermögensverwaltung", aber die bereitgestellten Informationen fallen mit zwei Absätzen eher dürftig aus: keine Eigenprodukte, Best-in-Class-Ansatz und etwas Marketing ("Die Betreuung Ihres Vermögens ist für uns mehr als nur eine reine Beziehung auf Geschäftsebene"). Zu Mandaten oder Mindestanlagesummen für Fonds- oder individuelle Vermögensverwaltung finden wir zunächst nichts.

Über die Bank selbst erfahren wir, dass sie eigentümergeführt ist, 1992 gegründet wurde und mit "Primus Ethik" ein Nachhaltigkeits-Mandat anbietet. Damit sollen Kunden auch "umweltbezogene und soziale Gedanken" in ihrer Anlageentscheidung umsetzen können. Das spricht uns an, wir hätten die Information allerdings eher unter "Vermögensverwaltung" als unter dem Menüpunkt „Zum Haus" erwartet. Ungewöhnlich: Die Berater werden unter "Kontakt" mit Namen, Sprachkenntnissen, Telefon und Mail vorgestellt. Wir könnten uns also direkt an den richtigen Ansprechpartner wenden, entscheiden uns aber für den Weg über die Zentrale.

Wissenswertes

Grundlegende Informationen über Dienstleistungsangebot, Kundenstruktur, Research und Produktangebot zur Neue Bank AG haben wir in einem gesonderten Artikel zusammengefasst.

Der Kunde und sein Anliegen

Im vergangenen Dezember wurden uns 750.000 EUR aus einer Term-Fix-Versicherung ausgezahlt, die im Moment auf einem Konto bei der Erste Bank liegen. Wir sind 33 Jahre alt, verheiratet, aber noch kinderlos, berufstätig und somit nicht auf die Summe angewiesen, um unseren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie soll deshalb langfristig angelegt werden. Zwar planen wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren den Erwerb eines Eigenheims, hoffen aber aufgrund unserer Einkommensverhältnisse, die Summe dafür nicht angreifen zu müssen. In drei Jahren fließt der gleiche Betrag noch einmal, wenn ein Vermögensverwalter uns bis dahin überzeugt, hat er also Aussichten, das Gesamtvermögen von 1,5 Mio. Euro zu verwalten.

Über ein ETF-Portfolio haben wir nachgedacht, sind nun aber aufgrund der Marktturbulenzen in jüngster Zeit verunsichert und fragen uns, ob das Geld nicht doch bei einem erfahrenen Vermögensmanager besser aufgehoben ist. Ein wenig Erfahrung bringen wir mit: 30.000 Euro Sparguthaben haben wir in einem ETF-Sparplan angelegt. Wir kennen die gängigen Anlageklassen, verstehen den Zusammenhang zwischen Rendite, Risiko und Anlagehorizont und interessieren uns für das Thema Nachhaltigkeit.

Der telefonische Erstkontakt

Einen Aufzeichnungshinweis gibt es bei der Neue Bank nicht. Das Gespräch wird beim ersten Signalton entgegengenommen, und wir werden ohne jede Wartezeit zum Berater durchgestellt. Auch er verliert keine Zeit, erkundigt sich nach Anlagesumme, Wohnort sowie Wunschtermin und nimmt unseren Terminvorschlag sofort an. Ob und was er vorbereiten dürfe, gibt es schon konkrete Ideen?

Wir erzählen von unseren Bedenken bei einer Selbstverwaltung und unserem Wunsch einer nachhaltigen Anlagestrategie. Diesen Aspekt greift er sofort auf, darauf habe das Haus schließlich einen starken Fokus. Wir erwähnen, dass uns genau das auf der Website auch positiv aufgefallen und einer der Hauptgründe für unser Interesse an der Neue Bank AG ist.

Unser Berater klärt das Organisatorische und bietet Unterstützung bei Anreise, Hotelbuchung und Transfer vom Hotel zum Haus an.

Nachdem wir dankend abgelehnt haben möchte er noch ein wenig über uns erfahren und fragt nach unserem Beruf. Wir arbeiten in der Kundenbetreuung eines IT-Unternehmens. Er fragt nach dem Unternehmensnamen. Wir geben uns zugeknöpft, Details möchten wir lieber erst im Gespräch preisgeben. Das akzeptiert er auch sofort und avisiert uns eine Bestätigung per Mail. Ein ausgesprochen effizientes Direkt-auf-den-Punkt-Gespräch von gerade mal sieben Minuten. Hier wird augenscheinlich keine Zeit verschwendet.

Umfassende Nachbetreuung schon nach dem Erstgespräch

Auch nach dem Gespräch bestätigt sich unser Eindruck, dass hier nichts dem Zufall überlassen wird. Wir erhalten ein kurzes und knackiges, aber auch lückenloses Gesprächsprotokoll direkt im Mail-Text: Wir verfügen über Anlageerfahrungen in Form von ETF-Sparplänen, legen Wert auf die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten, haben einen langfristigen Anlagehorizont und eine ausgewogene Risikobereitschaft.

Auch Beruf, Wohnort und alle anderen Infos aus dem Gespräch fehlen nicht. Angehängt sind Wegbeschreibung, Bankpräsentation und diverse Artikel zu Nachhaltigkeits-Themen. Ebenso erfahren wir, wer beim Gespräch mit anwesend sein wird. Soweit hat die Neue Bank AG alles richtig gemacht: Wir fühlen uns vorbereitet und gehen davon aus, auf ebenfalls gut vorbereitete Berater zu treffen.

Das Gespräch mit den Beratern vor Ort

Die Neue Bank ist ein langgestreckter Betonbau über einem Parkdeck. Den Weg zum Eingang weist ein schlichtes Schild mit dem Namen der Bank, die wir durch eine Glastür betreten. Hier wird dem (zukünftigen) Kunden der blaue Teppich ausgerollt: Ein Läufer, rechts und links von dezenten Bodenstrahlern flankiert, weist den Weg zum Empfangstresen – sehr edel! Da kommt bei uns gleich ein wenig VIP-Feeling auf! Der Empfangsdesk ist wiederum blau illuminiert – das erinnert mehr an eine hippe Bar als an eine Privatbank. Obendrauf eine Prüfinstanz-Urkunde: Das Haus ist sichtlich stolz auf vergangene Auszeichnungen.

Die freundliche Dame hinter dem Tresen weist uns den Weg zu einer schlichten Sitzgruppe, wo wir nach weniger als einer Minute von den beiden Berater abgeholt und mit dem Lift zum Beratungszimmer gebracht werden. Die beiden stellen sich kurz vor. Wir haben es mit dem bereits aus dem Telefongespräch bekannten Berater und einem Kollegen zu tun, dessen Namen uns in der Bestätigungsmail genannt wurde.

Vom Beratungszimmer aus blickt man auf die Berge, was eine ruhige Atmosphäre erzeugt. Der Raum selbst ist im hier scheinbar üblichen hellen Holz gehalten, um den großen Konferenztisch stehen vier Stühle. An der Wand gibt es einen Bildschirm, der allerdings abgeschaltet ist und somit scheinbar nicht für eine Präsentation zum Einsatz kommt. Darüber ein horizontales, modernes Kunstwerk. Schlichte, dezente Farben und eine gedämpfte Beleuchtung erzeugen alles in allem eine angenehme und ausgewogene Atmosphäre.

Konservatives Bankhaus

Die beiden Berater legen direkt ihre Visitenkarten und eine nicht personalisierte Präsentation vor, erfragen unsere Kaffee-Präferenzen und möchten wissen, ob wir lieber von uns erzählen oder zunächst etwas über das Haus und unsere Gesprächspartner erfahren möchten. Wir hätten lieber zuerst eine kurze Einführung. Die bekommen wir auch, während uns der gewünschte Milchkaffee mitsamt einem Glas Wasser und einer Nougatpraline mit Banklogo serviert wird.

Wir haben es mit einer "echten Privatbank" zu tun, erfahren wir. Gegründet wurde das Haus, wie wir schon wissen, 1992, davor habe es nur vier Banken in Liechtenstein gegeben, mit dem EWR-Beitritt erfolgte dann die Öffnung. Der Fokus liege auf Banking, Zielgruppe seien vermögende Privatkunden. Man konzentriere sich auf die Kernkompetenzen Vermögensverwaltung, Beratung und Portfoliomanagement. Einzelne Immobilienkredite an Schweizer Kunden vergibt die Bank zwar, aber sie sieht sich selbst als konservativ. Hypotheken gewährt sie nur da, "wo wir den Markt kennen und verstehen". Man werde vorsichtiger, führt unser erster Gesprächspartner aus, auch aufgrund der "Blase am Immobilienmarkt". Das lässt uns aufhorchen.

Blase am Immobilienmarkt?

Sehen die beiden bzw. die Bank das so, haken wir an dieser Stelle ein, denn an der Frage, ob es wirklich eine Blase gibt, scheiden sich bekanntermaßen die Geister. Unser Gegenüber relativiert seine Aussage ein wenig. In einzelnen Regionen müsse man sicher fragen, ob es sich tatsächlich um eine Blase handele, da die Nachfrage zu den hohen Marktpreisen trotzdem stabil weiterbestehe.

Wir unterhalten uns daraufhin ein wenig über das Thema Immobilienmarkt. Von der Verteuerung an unserem Wohnort Berlin und dem Wohnungsmangel haben sie gehört. Das sei im Fürstentum anders, hier stünden 800 Wohnungen leer, viele davon jedoch im Luxussegment. Dies lohne sich für die Besitzer aufgrund der niedrigen Zinsen und der hohen Grundstückswerte. Selbst wenn die Eigentümer von fünf gebauten Wohnungen nur zwei verkauft oder vermietet bekämen, sei das immer noch ein gutes Geschäft. Bei einem Zinsanstieg könne es aber schnell anders aussehen.

Zurück zur Vorstellung des Hauses: Die Berater verweisen nicht ohne Stolz auf die soliden Kennzahlen. Cost-Income-Ratio 54,1%, Tier1-Ratio 33,3%, das sei außergewöhnlich hoch. Wir bekommen noch einen kurzen Überblick über die Organe der Bank: Im Verwaltungsrat sitzen der ehemalige Bürgermeister von Vaduz sowie der ehemalige Außenminister Liechtensteins, die Geschäftsleitung dagegen besteht aus langjährigen Mitarbeitern. Generell legt man Wert auf Beteiligung, die Mitarbeiter – so die Einschätzung der beiden Neue Bank-Angestellten vor uns – fühlten sich hier als Mitunternehmer. Eine "Bonuskultur", meint einer der beiden, habe es hier nie gegeben. In guten Zeiten erhielten alle von der Reinigungsfrau bis zum Direktor eine Gewinnbeteiligung. Es sei aber beileibe nicht so, dass ein einzelner "Star-Verkäufer" den gesamten Bonus "abräume". Wir hören aus der Wortwahl eine deutliche Abneigung gegen Boni-Exzesse und den schlechten Ruf der Branche seit der Krise 2008 heraus.

Werte: Transparenz, Unabhängigkeit, Kontinuität

Wir fragen nach dem Alleinstellungsmerkmal der Bank. Da sind sich die beiden einig: Das sei die "interessenkonfliktfreie Beratung" nach Best-in-Class-Ansatz. Sie beziehen sich dabei offensichtlich auf das Fehlen von eigenen Produkten und erwähnen, dass das Haus vielfach ausgezeichnet wurde.

Zu ihrem eigenen Werdegang geben beide Berater an, schon sehr lange im Beruf und auch schon sehr lange im Haus zu sein. Kontinuität und Loyalität seien in diesem Beruf äußerst wichtig. Ein paar Worte verlieren die beiden noch zum Finanzplatz Liechtenstein und dessen Standortvorteilen, dann ist die "Einleitungsrunde" beendet, und die Berater erkundigen sich nach unseren Anliegen und Fragen.

Portfolio und Anlagechancen im momentanen Marktumfeld

Unsere Geschichte kennen sie bereits aus dem Vorgespräch und wissen daher, dass wir auch erwogen haben, uns selbst ein ETF-Portfolio zu "basteln". Bei einem "kleinen Mandat", so die Berater, arbeite man natürlich auch mit Fonds und gerade ETF. Wir möchten deshalb wissen, was sie unter "klein" verstehen und erfahren, dass man bei der Neue Bank bereits ab einem Betrag von 100.000 Euro eine Vermögensverwaltung bekommen kann. Mit unserem Anlagebetrag könne man schon stärker diversifizieren und von einem reinen ETF-Portfolio weggehen. Wir freuen uns zu hören, dass wir mit unserem Anlagebetrag ausnahmsweise einmal nicht als ganz "kleiner Fisch" gelten.

An dieser Stelle unterhalten wir uns kurz über Märkte und Konjunktur. Die Märkte seien hoch, meinen beide, es gebe aber immer noch Spielraum. Festverzinsliche Anlagen erzielten natürlich praktisch keine Performance mehr. Rendite bekomme man nur über Risiko. Mehrwert für den Kunden generiere man nur über die Aktienseite, und natürlich auch – dies sei ja unser Schwerpunktthema – über SRI. Das hören wir gern, schließlich wagen sich noch immer viele Häuser gerade bei "kleineren" Portfolios kaum an das Thema Nachhaltigkeit heran. Wir erkundigen uns, wie unsere Gesprächspartner die aktuelle Marktlage einschätzen. Vor allem der Einbruch im 4. Quartal 2018 und der nun seit Neujahr kontinuierliche Anstieg, der nicht zu den Konjunkturdaten aus der Realwirtschaft zu passen scheint, hat uns verunsichert.

Die Fed als Sündenbock?

Einer unserer Berater macht einen klaren Schuldigen für die Marktturbulenzen Ende des vergangenen Jahres aus: Fed-Chef Powell. Dieser, redet er sich ein wenig in Rage, habe sich unglaublich verhalten, das „zarte Wachstumspflänzchen" durch eine Zinsanhebung zum „völlig falschen Zeitpunkt" erstickt, dann wieder eine Kehrtwende vollzogen und dadurch Unsicherheit geschaffen. Grundsätzlich, beschwichtigt er aber letzten Endes, könne man davon ausgehen, dass die Notenbanken die Situation sehr genau im Blick hätten.

Sehen die Berater in den extremen Niedrigzinsen keine Gefahr, möchten wir wissen? Immerhin fällt damit das wirkungsvollste Instrument des Gegensteuerns bei einer Rezession weg, unbegrenzt kann man die Zinsen ja nicht senken. Da differenzieren sie. In den USA gebe es ja wieder Spielraum, in Europa eher nicht. 2018 habe man allerdings praktisch „in allen Anlageklassen wenig bis nichts verdient". Na prima – das ermutigt uns natürlich, zum jetzigen Zeitpunkt in die Vermögensanlage einzusteigen!

Von der Stange oder individuell?

Da wir im Zug unserer Recherche nicht herausbekommen haben, welche Einstiegsschwellen die Neue Bank für eine individuelle und insbesondere nachhaltige Vermögensverwaltung hat, kommen wir selbst auf unseren Anlagebetrag zu sprechen. Wie andere Anbieter auch hat die Neue Bank verschiedene Mandatstypen. Wir erhalten allerdings nicht sofort eine Antwort auf unsere Frage, ob sich unsere Summe für etwas anderes als eine Fondsverwaltung qualifiziert. Zuerst möchten die Berater noch ein wenig über unsere sonstigen Vermögenswerte wissen (wir haben 30.000 Euro in einem ETF-Sparplan) und erfahren, wie wir in Sachen Versicherung aufgestellt sind (die Basics: Haftpflicht, Hausrat, Unfall, Berufsunfähigkeit).

Eine private Altersvorsorge haben wir aktuell nicht, da wir den Produkten auf dem Markt nicht so recht trauen. Zudem empfinden wir auch deren Besteuerung als unfair empfinden, immerhin legt man diese Gelder ja aus bereits versteuertem Einkommen beiseite. Da möchten wir als Altersabsicherung doch lieber irgendwann auf die eigene, selbst bewohnte Immobilie setzen.

Nun stellen die Berater ihre Anlagelösungen vor. Im Angebot haben sie für uns ihr Paket "Primus Passiv". Es beruhe auf der Überlegung, dass im Marktvergleich 75% bis 80% der Fondsmanager eine gewählte Benchmark – etwa den DAX – nicht schlagen würden. Da könne man auch gleich die Benchmark kaufen, also z.B. DAX-ETF. Dennoch blieb man in diesem Modell laut grafischer Darstellung über der jeweiligen Benchmark, was an "geschicktem Rebalancing" liege. Aha. Wir werden nicht so ganz schlau aus der Sache. Im Übrigen: Wo bleibt da die Nachhaltigkeit? Da, wo wir sie schon vermutet haben: Auf der Strecke, räumen die beiden ein. Somit ist das für uns auch nicht weiter von Interesse.

Das Nachhaltigkeitsthema

Die EU-Nachhaltigkeitsziele, greift einer unserer Berater den Punkt auf, seien ja „endlich mal was Sinnvolles von der EU". Die mache ab und zu auch gute, oft aber wenig effiziente Vorgaben. Er verdeutlicht anhand einer linearen Grafik von „Traditionell investieren" bis „Philanthropie" wo man sich mit dem Mandat „Primus Ethik", das uns schon von der Website her ein Begriff ist, bewegt – nämlich in der Mitte zwischen den beiden Extremen bei „Nachhaltig investieren". Wir bekommen als nächstes eine Art „SRI-Pyramide" gezeigt, deren Spitze das Anlageuniversum von „Primus Ethik" darstellt. Hier sind vor allem als nachhaltig eingestufte Aktien erfasst. Kriterien wie Rüstung, Tabak, Pornographie usw. wurden vorab eliminiert. So etwas würde in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen, sind sich beide einig, so müssten z.B. Pensionskassen ab einem bestimmten Zeitpunkt Nachhaltigkeitsnachweise liefern, und auch Anleger forderten das immer mehr ein.

Wir betreiben ein wenig Small Talk über Schüler-Klimaschutzdemos und das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit. In der "Primus Ethik"-Broschüre, die die beiden mitgebracht haben, ist grafisch gut dargelegt, dass dieses Anlageuniversum den MSCI schlägt. Finden wir gut. Als nicht übertrieben renditefixierter Anleger (wenn nach allen Kosten ein bis zwei Prozent dabei rausspringen, freuen wir uns) würden wir das in Erwägung ziehen.

Portfoliogestaltung innerhalb des Nachhaltigkeits-Mandats

Hinsichtlich der Asset-Allokation, die einer der Berater noch kurz anhand der Broschüre illustriert, gibt es hier die uns schon von anderen Banken bekannten "Standardgrößen". Je nach Aktien/Anleihen-Verhältnis reichen sie von Festverzinslich über Einkommen, Ausgewogen und Dynamisch bis hin zu Aktien. Ein Liquiditätsanteil ist dabei immer einkalkuliert. Wir fragen, ob sie da bestimmte Währungen empfehlen, aber die Währungsfrage geht etwas unter, da wir uns bereits dem Zeitlimit annähern.

Uns springt noch ein geringer Anteil „Alternative Anlagen" in den jeweiligen Kuchendiagrammen zur Allokation ins Auge. Was versteht die Bank denn darunter? möchten wir wissen, denn da haben wir durchaus schon abweichende Vorstellungen gehört. Dinge wie etwa Hedgefonds, Micro-Finance und CAT-Bonds, erfahren wir. CAT-Bonds? Nie gehört. Während vor unserem inneren Auge unweigerlich eine fluffige Katze mit ins Fell tätowierter Rendite-Prozentzahl erscheint, hat unser Berater unseren verständnislosen Blick bereits korrekt interpretiert und erklärt uns, was es damit auf sich hat. Aha, Versicherung von (Natur-)Katastrophenfällen, das klingt aber mehr nach Katastrophen-Profit und nicht sehr ethisch? Nein, beruhigt unser Berater, das helfe ja auch Menschen, die bei einem Tropensturm ihr Hab und Gut verlieren. Wie, erschließt sich uns nicht so genau. Wir bleiben skeptisch.

Risiken und Nebenwirkungen

Unsere Berater möchten gern noch die „Neue Bank-Ampel" erläutern. Bei der passiven Variante (die wir ja schon verworfen haben) gebe es nur das erwähnte „Rebalancing", bei einem aktiven Mandat hingegen könne man bei fallenden Märkten etwa auch den Aktienanteil reduzieren, im Extremfall bis auf null. Sollte man nicht eigentlich genau dann Aktien einkaufen, wenn sie günstig sind, sinnieren wir kurz, werden in unseren Überlegungen aber vom nahenden Gesprächsende und unserem wachsenden Hungergefühl ausgebremst.

Wir klären kurz den Fahrplan zum Anlagevorschlag. Hier gibt es keine Überraschungen. Wir sollen ein Gesprächsprotokoll erhalten, dieses kurz bestätigen oder ergänzen. Auch sollten wir noch einmal über unsere Risikobereitschaft schlafen, da wir uns hier sehr bedeckt gehalten haben und bislang mit keiner konkreten Zahl herausgerückt sind. Im Nachsatz zeigt unser Berater noch einmal in einer Stresstest-Darstellung, was passieren kann und veranschaulicht uns den Maximum Drawdown während der Krise 2008 im Diagramm. -30,8% lesen wir da, und sind kurz verwirrt, da wir andernorts knapp 13% gesehen haben. Dann realisieren wir, dass ja der Maximum Drawdown – also die Differenz vom Höchststand im selben Jahr – und nicht der Verlust vom Ausgangsvermögen gemeint ist. Die Aufholzeit auf den vorigen Höchststand betrug in diesem Fall fast fünf Jahre, heute aber liegen wir deutlich darüber.

Gesprächsende mit Restaurantempfehlung

Wir geben uns gelassen. Dass mit Schwankungen zu rechnen ist, ist uns wohl bewusst. Einer der Berater gibt zu, dass er uns mit dieser "Konfrontationstherapie" ein wenig in Sachen "Risikotyp" auf den Zahn fühlen wollte. Genau so kamen wir uns auch vor. Wir bekommen eine weitere, "Szenarien und Einschätzungen" betitelte Broschüre. Laut MiFID II, so unser Gesprächspartner, sei man übrigens sowieso verpflichtet, den Kunden bereits bei -10% zu informieren, das habe man aber bei der Neuen Bank auch schon lange gemacht, bevor es zur gesetzlichen Auflage wurde.

Die Berater empfehlen uns, da wir nach 15 Minuten Verlängerung der veranschlagten Gesprächszeit unmissverständlich unseren Hungergefühlen Ausdruck verleihen, noch drei Restaurants, von denen sie immerhin eines als „eher preiswert" bezeichnen. Auf die ortsübliche Definition von „preiswert" sind wir bereits in hohem Maß gespannt, finden mit 42 CHF für das Tages-Special unsere schlimmsten Befürchtungen noch bei weitem übertroffen und erwerben als sparsam denkender Vermögensanleger unsere Abendmahlzeit lieber im angrenzenden Supermarkt.

Adresse und Website


Neue Bank AG, Marktgass 20, Postfach 1533, 9490 Vaduz, Liechtenstein
www.neuebankag.li

MEHR INFORMATIONEN ZU TOPS 2020

PERFORMANCE-PROJEKT

Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.

Die Neue Bank nimmt anonymisiert am vierten der Performance-Projekte der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ teil.

Ein Projekt hat die Betreuung über 5 Jahre eines klassischen Private Banking Portfolios mit 3 Mio. EUR Anlagesumme zur Grundlage, das andere ist ein Portfolio aus vermögensverwaltenden Fonds des Hauses mit 1 Mio. Euro Anlagesumme. Die Kursdaten und das Portfoliomanagement-System werden von vwd zur Verfügung gestellt.

Die Projekte können von angemeldeten Besuchern der Webseite jederzeit eingesehen werden. Die Teilnahme an den Projekten ist kostenfrei. Es stehen 73 bzw. 74 Anbieter in den genannten Projekten im Wettbewerb zu einem Benchmark-Depot auf ETF.

Stand: Juni 2020

TRUSTED WEALTH MANAGER

Gibt es Verfahren oder Streitigkeiten mit Kunden?

Die Neue Bank hatte in den vergangenen drei Jahren nach eigener Auskunft keinerlei gerichtliche Auseinandersetzungen mit Kunden. Als Schweizer Bank unterliegt sie nicht dem regelmäßigen Monitoring der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ.


Hier finden Sie WISSENSWERTES über die Neue Bank.

 


Mehr aus Rating

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Fazit

Ein informatives Gespräch mit freundlichen, kompetenten Beratern, die sachlich und professionell agieren, sich gut ergänzen und spürbar stolz auf ihr Haus sind. Verbesserungsfähig wäre die Gesprächsstruktur, hier gab es kleinere Umwege und Abschweifungen. Wir sehen recht standardisierte Vorschläge "von der Stange" und sind gespannt, ob der Anlagevorschlag mit etwas mehr Individualität aufwarten wird. Hier werden wir nicht enttäuscht. Wir erhalten auf dem Fuß ein hervorragendes Gesprächsprotokoll und einen gerade in Sachen Nachhaltigkeit durchaus ansprechenden Anlagevorschlag zu allerdings nicht ganz günstigen Konditionen: 1,25% p.a. zzgl. 8% MwSt. sind darin als All-in-fee ausgewiesen.


 

HINWEIS:

Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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