Neue Verkaufs-Kaskade absehbar
Die Fed tut, was sie tun muss und zieht die Zinsen weiter hoch. Mit ihrem Zinsschritt um 75 Basispunkte auf ein Zielband von 3,00% - 3,25% nähert sich die Notenbank dem neutralen Niveau. Das wird derzeit bei rund 4,5% Leitzinsen gesehen. Der Zinsschritt war von den Märkten erwartet worden - und dennoch wurden die Börsianer enttäuscht.
Die angekündigte Sturheit der Fed wird den Börsen aber noch auf den Magen schlagen. Entgegen der weit verbreiteten Erwartung, die Fed könne schon Andeutungen machen, wann sie wieder von ihrem Straffungskurs abweicht, hat Fed-Chef Jerome Powell weitere Zinsschritte in den Raum gestellt. Die Fed weiß zwar auch, dass die damit der US-Konjunktur schadet. Sie hat aber keine andere Chance, wenn sie die Inflation zügeln will. Es dürfte noch in diesem Jahr um 1,5 Prozentpunkte nach oben gehen.
Die Fed zieht weiter hoch
Die Fed wird weiter nach oben ziehen - mindestens bis zum Jahresende. Eventuell werden die Zinsschritte gegen Jahresende dann zwar schon kleiner. Das hängt von der Inflationsentwicklung ab. Aber ein Ende der Zinserhöhungen ist noch nicht in Sicht. Geld wird damit weiter teurer, die Liquidität gestrafft. Das wird den Dollar weiter hochziehen, im Gegenzug die Edelmetalle unter Druck setzen.
Die Aktien werden aufgrund dieser Aussichten weiter unter Druck stehen. Angesichts des steigenden Zinsniveaus werden die jahrelang aufgebauten Überbewertungen in den Kursen jetzt Stück für Stück abgebaut - voran bei den zinssensitiven Techs. Der US-Aktienmarkt bleibt relativ dennoch attraktiver. Denn die Wirtschaft in den USA erscheint uns robuster, weil sie auch weniger anfällig für Rohstoffpreisschocks ist - sowohl für vergangene, als auch für noch kommende (Stichwort: Öl-Embargo gegen Russland). Wir gehen zudem von einer schnelleren Erholung der US-Konjunktur aus.
US-Aktien mit Währungs-Vorteil
Europäische Aktien bleiben angeschlagen. Die Konjunktur wird im Zuge der neuen absehbaren Eskalation des Ukraine-Krieges in die Rezession abtauchen. Allein die kriegsbedingte Energierechnung dürfte in diesem Jahr 123 Mrd. Euro kosten und im nächsten Jahr nochmal 135 Mrd. Euro. Das hat das ifo-Institut hochgerechnet. Dieses Geld fehlt an vielen anderen Stellen für Investitionen und Konsum.
Parallel dazu steigt der Druck, über Hilfsprogramme für die Bevölkerung und Unternehmen die wirtschaftliche Basis und den sozialen Frieden in Europa zu erhalten. Das wird zu einer massiven Schuldenzunahme führen - bei steigenden Zinsen. Das beschränkt die Wachstumsmöglichkeiten (Finanzierungsspielräume) auf Jahre hinaus.
Euro im Abwärts-Sog
Der Sturz des Euro wird sich ebenfalls fortsetzen. Denn die EZB wird nicht so konsequent wie die Fed gegen die Inflation ansteuern. Nach den Wahlen in Italien und mit einer neuen Kosten-Kaskade aufgrund der Eskalation des Ukraine-Krieges dürfte der Euro noch schwächer werden - und zugleich mehr Inflation importieren (FD vom 16.09.). Die Euro-Weichmacher werden somit stärker und die Währungseinflüsse auf die Aktienrenditen steigen an. "Der Wechselkurs wird wieder ein Thema bei Anlageentscheidungen", bestätigt die Sutor-Bank.
Fazit: Die Börsen bleiben im Trend unter Druck. Nach der Zinsentscheidung der Fed ist eine technische Bewegung nach oben denkbar. Wir rechnen aber damit, dass sowohl der DAX als auch der Dow ihre jüngsten Tiefs nicht werden halten können. Die Börsen dürfte eine Etage tiefer rutschen, der DAX in Richtung 11.000 Punkte, der Dow in Richtung 27.500 Zähler. Strategische Investments halten, taktische absichern.