Die Zinsen sind die Knacknuss
Das Meinungsbild der Prognostiker geht vor allem beim Dollar und den US-Zinsen auseinander. Die eine Seite sieht den Dollar auf 3 Monate etwas stärker, die andere den Euro. Die Bandbreite liegt zwischen 1,18 und 1,22. Auf 12 Monate gehen die Meinungen noch viel deutlicher auseinander: Hier liegt die Spanne zwischen 1,15 (LBBW) und 1,26 (Berenberg).
Die US-Zinsen sind für die Prognostiker offenbar derzeit die größte Knacknuss. Während Berenberg die 10-jährigen US-Anleihen in 3 Monaten bei 2,10 (vorher 2,0%) sieht, taxt die Commerzbank von 1,70 auf 1,30 runter – und die LBBW bleibt bei 1,75%. Kurioserweise sieht Berenberg den Euro wie schon vor einem Monat dennoch im 3. Quartal (Ende Juli) bei 1,22. Auch die LBBW liegt auf dieser Linie. Die Commerzbank tippt hingegen auf 1,18 (vorher 1,21). Beides macht nur begrenzt Sinn.
Berenberg: Europa setzt zum Sprint an
Die Hamburger Bank geht weiter davon aus, dass ein größerer Teil der konjunkturellen Schwäche, die von den verlängerten Lockdowns verursacht wird, noch in diesem Jahr wieder aufgeholt wird. Auch Pictet ist überzeugt, die jüngste Beschleunigung der Impfungen im Euroraum habe zur Stärkung des Euro beigetragen. Darüber hinaus könnte die jüngste Pause im Anstieg der langfristigen US-Realzinsen die relative Attraktivität des US-Dollars beeinträchtigt haben. Dennoch sieht die Bank mit Hauptsitz in Genf EUR|USD in 3 Monaten bei 1,18. Und stimmt darin mit der Commerzbank, CIBC und der Citibank Hongkong überein.
Der Euro, eine zyklische Währung, sei wiederum dem globalen Risikoappetit ausgeliefert, der sich aufgrund der Verschlechterung der Covid-19-Front im Wesentlichen auf der südlichen Hemisphäre abschwächen könnte. Insgesamt gehen Pictet davon aus, dass die anhaltende Zurückhaltung der Fed und eine Erholung der Weltwirtschaft für den US-Dollar negativ sein werden – obwohl sich die Währung kurzfristig seitwärts bewegen könnte.
Angelsachsen setzten auf US-Konjunktur
CIBC und Citi dagegen setzt auf den konjunkturellen Boost in den USA und darin eine Stärkung des Dollar. Die 3. Covid-Welle und anhaltende Lockdowns würden dagegen auf mindestens 3 Monate weiter auf dem Euro lasten. In dieser gedanklichen Sphäre bewegt sich auch die LBBW.
Das gleiche Bild auf 12 Monate: Berenberg sieht US-Staatsanleihen dann bei 2,60%, die Commerzbank bei 1,70 – trotz eines zwischenzeitlich erwarteten Inflationsanstiegs in Deutschland auf 2,50%. Dennoch rückt die Co-Bank mit ihrer EUR|USD-prognose genauso wie Pictet an Berenberg heran (1,24). Sie hält den Dollar für „zu hoch bewertet“. Citi, CIBC und LBBW liegen dagegen weiter unter der 1,20 -Schwelle für das Währungspaar.
US-Renditen stärken Dollar zum Yen
USD|JPY liegen auf 3-Monate unspektakulär zwischen 106 und 110. Auf 12 Monate ist die Spanne etwas größer zwischen 103 (Commerzbank) und 115 (LBBW). Begründung der Co-Banker: Die Bank von Japan (BoJ) erlaube leicht höhere Renditen, während die EZB diese weit weniger willig toleriere und ggf. unter Einsatz ihrer Wertpapierkaufprogramme dagegen angehen werde. Und: Im Gegensatz zur EZB, die ihr PEPP-Programm verlängern und auf mittlere Frist vielleicht sogar ihr APP-Programm ausweiten könnte, sei von der BoJ keine nennenswerte Ausweitung der Wertpapierkäufe zu erwarten.
Pictet dagegen setzt mit der LBBW auf wieder steigende US-Realzinsen, die den Yen im Verhältnis schwächen würden. Die Anpassung an das neue Zinsumfeld sei „bereits weit fortgeschritten“. Darüber hinaus erwarten Pictet, dass die Kapitalflüsse aus Japans Zahlungsbilanz dem Yen mehr als im Jahr 2020 helfen werden.
Fazit: Keine Prognose wirkt in sich schlüssig. Vor allem das Timing (Dauer Lockdown) und die Stärke der Erholung in Europa sind Unsicherheitsfaktoren.
Empfehlung: Wer sich in der Mitte positionieren will, setzt auf einen Dollar zwischen 1,20 und 1,22 auf 3 Monate folgende, bei EUR|JPY auf 130.