US-Zinsen knicken nach unten ab
Den großen Zinsschritten werden kleine folgen. Das ist der Kern der Aussage von Fed-Chef Jerome Powell - auch wenn die Aktienmärkte das zunächst nicht hören wollten. Wer Powell aber zugehört hat, der weiß jetzt, dass es mit den Zinsen noch einige Monate aufwärts gehen wird. So rechnet z.B. die Commerzbank damit, dass die US-Notenbank den Leitzins noch um 100 Basispunkte anheben wird. Die europäischen Geldhüter werden vermutlich noch 150 Basispunkte gehen.
Die derzeit ins Kraut schießenden Hoffnungen, dass Europa an einer Rezession vorbeischrammen oder diese kaum fühlbar sein könnte, sind Wunschdenken (FB vom 1.12.). Etliche Frühindikatoren deuten einen anderen Verlauf an. So stürzt der Early-Bird-Indikator steil ab. Die Nachfrage in der Industrie geht zurück, die Verbraucher schränken ihre Ausgaben ein (-2,8% im November).
Hypotheken senden Rezessions-Signal
Auch vom Bau und aus dem Hypothekengeschäft kommen Rezessions-Hinweise. Die Aufträge am Bau sinken. Die Nachfrage bei Hypotheken ist massiv eingebrochen (-30%). Die Zinslasten sind schon jetzt für viele Verbraucher nicht mehr tragbar, insbesondere in Kombination mit den hohen Kauf- und Baupreisen (FB vom 28.11.). Die Wohnungsbauinvestitionen zeigen wirtschaftliche Abschwünge gut drei Quartale im Voraus an.
Anleger sollten daher viel stärker auf den Anleihemarkt schauen, nicht auf die Aktienmärkte. Die Bondmärkte signalisieren Rezessionen viel verlässlicher als die Aktienmärkte. Und auf dem Bondmarkt verfestigt sich das Bild. In den USA ist die Zinsstruktur invers. Am kurzen Ende geht es weiter rauf, am langen abwärts.
Fazit: Viele Indikatoren signalisieren eine Rezession, die Anleihemärkte spiegeln das. Das kurze Ende der US-Zinsstruktur knickt nach unten ab, am langen Ende geht es weiter langsam nach unten. In Europa bleibt das kurze Ende stabil. Der Euro hat darum gegenüber dem Dollar leichten Rückenwind. Echte Stärke entwickelt er aber nicht (vgl. CHF).