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Neue Ideen für die Notenbanken

Grüne Leitzinsen

Neue Ideen für die Notenbanken. Copyright: Pixabay
Alles wird grün. Grüner Rasen, grüne Tapeten, grüne Wirtschaft, grüne Finanzen. Jetzt kommen auch noch die Leitzinsen ins Spiel.

Es dürfte nicht mehr lange dauern, dann haben wir auch eine Diskussion über „grüne Leitzinsen“. In den Wirtschaftswissenschaften wird jedenfalls ernsthaft über diesen Ansatz nachgedacht. Und auch in den führenden Notenbanken (Fed, EZB, BoE, BoJ) beschäftigt man sich damit.

Umweltziele in der Geldpolitik zu berücksichtigen ist „in“. Bisher konzentrieren sich die Vorschläge auf die Anlagepolitik – etwa inwieweit bei den milliardenschweren Anleihenkaufprogrammen grüne Papiere bevorzugt werden sollen. Langsam verlagert sich das Geschehen auf die Kreditvergabe.

Bank von Japan mit Extra-Geldtopf für grüne Kredite

Die Bank von Japan hat soeben einen gesonderten Geldtopf für Finanzinstitute über umgerechnet 40 Mrd. Euro angekündigt. Sie will damit die Vergabe von Darlehen für Projekte zur „Bekämpfung des Klimawandels“ fördern. Da das Ziel schwammig ist, ist die Ausweitung der Geldschöpfung, die in Japan schon lange an herkömmliche Grenzen einer Notenbank stößt – Anleihen- und Aktienkäufe laufen schon längst exorbitant – nur zu offensichtlich.

In der EZB treibt die Nicht-Ökonomin Christine Lagarde das Thema der grünen Geldpolitik voran. Im Gespräch sind „grüne“ TLTROS (Targeted longer-term refinancing operations). Langfristige Refinanzierungsgeschäfte könnten demnach gezielt mit Klimazielen verknüpft werden. Bundesbankchef Jens Weidmann gibt seinen Widerstand dagegen zusehends auf.

Grüner Gleichgewichtszins

Der US-Ökonom Nicholas Muller geht einen Schritt weiter. Er will den Leitzins ergrünen lassen. Anknüpfungspunkt ist ein grüner Gleichgewichtszins als Steuerungsinstrument der Zinspolitik. Ein solcher würde bewirken, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion zeitlich vorgezogen oder aufgeschoben wird. Auf diese Weise soll die Umweltbelastung reduziert werden.

Bei einem grünen Gleichgewichtszins werden Umweltschäden in die Zinspolitik einbezogen. Diese reduzieren das BIP. Das wiederum wirkt sich unmittelbar auf den wichtigen geldpolitischen Steuerungsfaktor, den Gleichgewichtszins aus. Dieser gibt das ideale reale Zinsniveau wieder. In diesem Idealzustand hat eine Volkswirtschafft ihre Kapazitäten optimal ausgelastet und ihr Potenzial ausgeschöpft. Um das Wachstum nicht überhitzen zu lassen, heben Notenbanken den Leitzins über den Gleichgewichtszins.

Umweltschäden vom BIP abziehen

Sobald man bspw. Schäden durch Umweltverschmutzung in die Berechnung des BIP-Potenzials einbezieht, sinkt dieses rechnerisch. Muller kommt auf ein um 1,5 Prozentpunkte jährlich geringeres US-Wachstum seit den Fünfzigerjahren, wenn dieses um die Umweltschäden bereinigt wird. Dieses bereinigte BIP ist seine Basis für den grünen Gleichgewichtszins und damit für einen grünen Leitzins, der sich davon ableitet.

Doch wer glaubt, dass mit einem grünen Leitzins grundsätzlich billigeres Geld bereitsteht, der irrt. Anfang der 60er Jahre hätte der grüne Zins zwar 1,5 Prozentpunkte unter dem Gleichgewichtzins gelegen (3,7% statt 5,3%). Aber: Mit dem Jahr 1970 und dem Clean Air Act als Ausgangspunkt, ändert sich das Bild. Damals veränderten sich die Produktionsprozesse in der Stromerzeugung, der Schwerindustrie und der leichten Nutzfahrzeugflotte erheblich.

Kein billigeres Geld durch grünen Leitzins

Seitdem liegt der grüne Gleichgewichtszins über dem natürlichen. Doch der Aufschlag verringert sich: von 160 Basispunkten (1,6 Prozentpunkte) in den Siebzigerjahren bis auf 15 Bp seit 2010. Zuletzt betrug der grüne Zins in den USA 0%. Ergo hätte auch die Fed Fund Rate höher liegen sollen als sie es war. Die Geldbeschaffung wäre also teurer ausgefallen.


Fazit: Ob sich Mullers Konzept so durchsetzt, ist fraglich. Den Notenbanken wird es nicht gefallen, dass sie ihre Zinspolitik damit restriktiver handhaben müssten als derzeit.

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