USA: Zu viele Zinsschritte eingepreist
Die drohende (technische) Rezession in den USA bringt den Dollar nicht aus dem Konzept. Obwohl das erste Quartal entgegen den Erwartungen eine Schrumpfung des US-BIP – in Höhe von -1,4% (aufs Jahr hochgerechnet) brachte, juckt das EUR|USD überhaupt nicht. Zwei Quartale Schrumpfung hintereinander – und die Rezession ist perfekt. Als Vorlaufindikator wurde schon seit längerem die Beinahe-Umkehrung der Renditekurve gesehen.
Tatsächlich war das vor einem Monat der Fall. Der 3-Jahres-US-Marktzins lag bei 2,55% (aktuell 2,83), der Zins für die 10-jährigen Staatsanleihen (Treasuries) bei 2,40% (jetzt 2,88%). Doch das ist nur die halbe Erzählung: Der reale Leitzins der Fed ist stark negativ. Das signalisiert weiterhin eine lockere Geldpolitik. Die US-Wirtschaft ist noch nie in eine Rezession eingetreten, wenn der Leitzins der Fed unterhalb der Inflationsrate lag.
Zu viele Zinsschritte eingepreist
Nun ist einmal immer das erste Mal und hinter uns liegt auch eine einzigartige Entwicklung mit einer gewaltigen Ausdehnung der Zentralbankbilanzen, die nun äußerst mühsam zurückgefahren werden müss(t)en. Dennoch: Die Märkte haben bereits 9 Zinserhöhungsschritte der Fed eingepreist. Das dürften angesichts der augenblicklichen Situation zu viele sein. Fed-Chef Jerome Powell hat denn auch bereits im März (sinngemäß) gesagt, dass die Fed-Beobachter die Schrumpfung der Bilanz – immerhin ist eine Verringerung der monatlichen Käufe von Staatsanleihen um 60 Mrd. USD und MBS um 35 Mrd. USD geplant – wie eine Zinserhöhung werten müssten.
Die jüngste Ausweitung der Rendite-Spreads dürfte somit bedeuten, dass die Märkte wieder weniger Zinsschritte einzupreisen beginnen und die Renditekurve positiv bleibt, sich womöglich sogar ausweitet. Das spricht gegen ein weiteres Quartal unter null. Und es würde auch den gelassenen Dollar erklären, der nach wie vor auf pari zum Euro zusteuert. Zumal für Euroland die Devise gilt: Schlimmer geht immer.