Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
2651
Politik am Scheideweg

Das Ende der Schuldenillusion

© FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber
Das Defizitproblem der Staaten wird sich in den nächsten Jahren weltweit massiv verschärfen. Die (Sozial-)Ausgaben in den Industriestaaten werden mit der Alterung der Bevölkerung zwangsläufig kräftig steigen. Höhere Verteidigungsausgaben und grüne Investitionen kommen hinzu. Die rasch steigenden Zinsen wirken wie kräftige Ausgabenkürzungen im Haushalt. Die Regierungen haben die Konsequenzen noch nicht realisiert, meint FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber.

Die Bundesregierung ist haushaltstechnisch in einer Traumwelt unterwegs. Vor allem der grüne Bundessubventionsminister Robert Habeck glaubt offenbar an das Märchen vom Goldesel in der Berliner Wilhelmstraße. Mit immer neuen „Entlastungen“ für seine wenig durchdachten energiepolitischen Maßnahmen will er die Bürger besänftigen. Das ist per se Unfug. Denn am Ende zahlen die Bürger als Steuerzahler oder Sparer die Kosten doch wieder selbst.

Sicher ist: Die schnell wachsenden Zinsausgaben auf die Schuldenstände wirken wie Haushaltskürzungen. Lag der Anteil für Zinsausgaben am Bundeshaushalt 2021 noch bei 0,7%, steigt er in diesem Jahr raketenartig auf 8,4% an. Das sind rund 40 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Für das Bürgergeld sind 23,7 Mrd. Euro eingeplant, der Verteidigungsposten im Haushalt beträgt 52 Mrd. und das Bildungswesen bekommt vom Bund 33 Mrd. Euro Zuschuss.

Mangelnde Sensibilität für Zinseffekte

Das Phänomen der fehlenden Sensibilität für Schuldenlasten und Zinseffekte ist nicht auf Deutschland beschränkt.

  • Bis 2030 könnte die Neuverschuldung in den USA nach Schätzungen von Ökonomen – trotz laufenden Wachstums – sieben Prozent des BIP pro Jahr erreichen.
  • Japan, das in der Entwicklung schon am weitesten vorangeschritten ist, hat einen Bruttoschuldenstand von 260% des Bruttoinlandsprodukts. Die Japaner müssten theoretisch mehr als zweieinhalb Jahre dafür wirtschaften, ihre Staatsschuld zu begleichen.
  • In den Schwellenländern ist die Verschuldung der privaten Haushalte in den letzten zehn Jahren sogar mit zweistelligen Wachstumsraten gestiegen, mehr als fünfmal so schnell wie in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften.

Konzeptlos unterwegs

Konzepte zur Schuldenreduktion fehlen. Die französisch dominierte EU-Kommission, ist seit 20 Jahren dabei, den Stabilitätspakt, der bei Einführung des Euro etabliert wurde, auszuhöhlen. Inzwischen wird in Brüssel nicht einmal mehr der Schein gewahrt. Für jedes Land soll ein eigener Konsolidierungspfad gelten, das heißt: Die Haushaltskonsolidierung wird auf den St. Nimmerleinstag verschoben.

Auch in Großbritannien macht die Regierung ihre eigenen Regeln lächerlich. Sie verspricht Steuererhöhungen, schiebt diese aber immer wieder auf. Die regierenden Konservativen rufen sogar schon wieder nach Steuersenkungen, obwohl London noch vor Kurzem mit einer Krise am Anleihenmarkt konfrontiert war.

China keine Ausnahme

Selbst in China werden nach Berechnungen des IWF die Staatsschulden in den kommenden 5 Jahren auf 150% des BIP steigen. Wie in Japan stehen dahinter allerdings enorme weltweite Vermögenswerte; vor allem auch US-Staatsschuldenpapiere in Höhe von 1,1 Billionen Euro, was die Sache pikant macht. Peking könnte US-Anleihen verkaufen, um den Wert des US-Dollars zu senken oder um politischen Druck auf die USA auszuüben. Ein massiver Verkauf von US-Anleihen durch China würde den globalen Finanzmarkt destabilisieren.

Politisches Handling wird immer schwieriger

Politisch ist das zunehmend schwierig zu handhaben. Denn die Alterung der Bevölkerung, steigende Sozialausgaben für Gesundheit, Pflege, Rente – in der reichen Welt werden allein die jährlichen Gesundheits- und Rentenausgaben bis zum Ende des Jahrzehnts um 3% des BIP steigen –, notwendig gewordene Militärausgaben und Infrastruktur-Sanierungsausgaben sowie die gewaltigen Kosten der Energiewende, das alles bei rückläufiger Wettbewerbsfähigkeit und perspektivisch geringeren Einnahmen, stellen die Politik vor grundsätzliche Entscheidungen mit politischen Folgen für ihre Parteien und das demokratische System, das weiter unter Druck geraten wird.  

Je weniger die Regierungen ihre Ausgaben jetzt zügeln, desto drastischer werden in wenigen Jahren die politischen Effekte ausfallen, erwartet Ihr Ralf Vielhaber
Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Logistik und Nachhaltigkeit

Elektro-LKW bei Österreichischer Post

Die Österreichische Post hat erstmals zwei Elektro-Lkw im Einsatz. Transportiert werden internationale Sendungen. Damit lassen sich rund 117 Tonnen direkte CO2-Emissionen pro Jahr einsparen.
  • Fuchs plus
  • Tauglich für 100% Wasserstoff

Wasserstoffkraftwerk aus Finnland

Ein finnisches Unternehmen bietet das erste Kraftwerk, das komplett mit Wasserstoff, ohne Beimischung von Erdgas, betrieben werden kann.
  • Fuchs plus
  • Chilenischer Peso mit Rückenwind

Positive Realzinsen beim Chilenischen Peso

Das knapp 20 Millionen Einwohner zählende Chile ist, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, das fünftgrößte Land Lateinamerikas und weist das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf auf. Der Rohstoffreichtum beschert einen Handelsbilanzüberschuss und steigende Löhne. Der Boom um Kupfer, Lithium und die wachsende Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Früchten und Getreide dürfte anhalten und auch der Währung Peso Rückenwind verleihen.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Ernteerträge von Weizen und Mais fallen höher aus als erwartet

Erheblicher Rückgang der Getreidelagerbestände erwartet

Es wird erwartet, dass die globalen Lagerbestände der Getreide Ende der aktuellen Saison stark fallen wird — und das trotz rekordhoher Ernteerwartung. Grund dafür ist der erwartete Verbrauch, der ebenfalls eine Rekordhöhe erreichen soll.
  • Fuchs plus
  • (Noch) schwächere Wirtschaftsdaten im Juni

Chinesischer Yuan derzeit ohne festen Boden

Der Yuan bewegt sich in einer relativ engen Bandbreite zum Euro und zum Dollar. Auch schwächere Wachstumszahlen für das zweite Quartal ändern daran nichts. Würden im Vergleich zu China beispielsweise in England die Immobilienpreise um 25 bis 50% fallen und sich der Footsie halbieren, wären die Auswirkungen ungleich schwerwiegender. Der Konsument würde wohl jegliches Vertrauen verlieren. In China schwächt sich "nur" die Konjunktur ab. Die PBOC hat Raum zum Handeln. Den nutzt sie entschlossen.
  • Fuchs plus
  • Chilenischer Peso mit Rückenwind

Positive Realzinsen beim Chilenischen Peso

Das knapp 20 Millionen Einwohner zählende Chile ist, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, das fünftgrößte Land Lateinamerikas und weist das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf auf. Der Rohstoffreichtum beschert einen Handelsbilanzüberschuss und steigende Löhne. Der Boom um Kupfer, Lithium und die wachsende Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Früchten und Getreide dürfte anhalten und auch der Währung Peso Rückenwind verleihen.
Zum Seitenanfang