Fed versucht, zwei unterschiedliche Brände zu löschen
Die US-Notenbank hat geliefert, aber offenbar nicht das, was sich die Märkte erhofft hatten. Denn die Kurse kamen nach der US-Zinsentscheidung gleich unter Druck. Das ist verständlich, denn die Fed laviert weiter und versucht, zwei Brände mit unterschiedlichen Löschmitteln zu bekämpfen. FUCHS-Kapital analysiert, was das für Anleger bedeutet.
Die Fed gibt den Märkten ein Rätsel auf und die Unsicherheit bleibt hoch. Einerseits hat die Notenbank - wie erwartet - die Leitzinsen um 25 Basispunkte (auf akt. 5%) angehoben. Die Inflationsrate in den USA liegt aktuell bei 6%. Insofern nähert sich die Fed mit dem Leitzins allmählich einem restriktiven Niveau an. Die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell deuten darauf hin, dass die Fed noch ein Stück weiter gehen wird. Insbesondere der Hinweis auf den anhaltend starken US-Arbeitsmarkt ist ein Indikator dafür.
Der Zinsgipfel rückt näher
Das Festhalten der Fed an den Zinserhöhungen ist mit Blick auf die Inflationsbekämpfung ein starkes Signal. Powell tritt damit zwar noch nicht in die Fußstapfen von Paul Volcker. Aber er macht den Märkten klar, dass die Inflationsbekämpfung das vorrangige Ziel ist. Ein voreiliger Zins-Stopp ist jedenfalls nicht angezeigt. Die Fed kommt dem Zinshöhepunkt aber näher. Denn Powell deutete auch an, dass nun noch ein oder zwei kleine Zinsschritte denkbar seien.
Die Bankenkrise bekämpft die Fed mit ganz anderen Mitteln und schüttet dafür wieder reichlich Liquidität aus. "Mit dem Bank Term Funding Programm (BTFP) können die Geldinstitute ihre Staatsanleihen bei der Fed als Sicherheit hinterlegen. Das aber nicht etwa zum aktuellen und damit geringeren Kurs, sondern zum Nennwert." Darauf weist Eckhard Schulte von MainSky Asset Management hin. Dafür bekommen die Banken Liquidität zu einem attraktiven Zins. Darüber hinaus ist das Programm in der Höhe unbegrenzt.
Rezessionswahrscheinlichkeit steigt
Die Bilanz der Fed dürfte darum in den nächsten Monaten wieder wachsen. Mit der an den Finanzmärkten wieder steigenden Liquidität dürfte dann insbesondere die Vermögenspreisinflation angeheizt werden. Denn die liquiden Mittel dürften in die Finanzmärkte fließen. Das spricht dafür, dass die Aktienkurse nicht steil abstürzen werden. Derweil werden die Banken mit der Kreditvergabe vorsichtiger. Einerseits müssen die Geldhäuser ihre Risiken begrenzen. Andererseits gibt es nach wie vor die Befürchtungen, dass es aufgrund der Zinssteigerungen im zweiten Halbjahr zu einer Rezession kommen könnte. Beide Effekte könnten sich verstärken, würden konjunkturabkühlend wirken. Das könnte dann auch die Inflation bremsen.
Die Börsen sind nach wie vor zwischen Stabilisierung und Top-Bildung hin und her gerissen. Strukturell trübt sich das Bild aber ein. Die Widerstände auf der Oberseite (Dow: 32.800 Punkte) werden größer, die Unterstützungen müssen immer öfter ihre Tragfähigkeit beweisen. Der Nasdaq hat sogar schon ein Doppel-Top ausgebildet.
Fazit: Die Fed will sich nicht zwischen Finanzmarktstabilität oder Inflationsbekämpfung entscheiden (FK vom 16.03.). Sie versucht, zwei unterschiedliche Brände gleichzeitig zu löschen, benötigt dafür aber verschiedenen Brandbekämpfungsmittel. Die akute Unsicherheit an den Börsen wird hoch bleiben. Käufe lohnen sich gerade bei Bank-Titeln, weil die Fed den Sektor nicht fallenlassen wird. Generell trübt sich das Marktbild ein. Anleger haben mit neuen Investments keine Eile.