Gewinnwarnungen machen Anleger nervös
Es deutet immer mehr darauf hin, dass die konjunkturelle Lage - auch in Deutschland - nicht so gut ist, wie viele Beobachter bisher angenommen haben. Unser skeptischer Blick wurde gerade vom ifo-Institut bestätigt. Die Konjunkturforschern gehen nun auch davon aus, dass Deutschland in einer Rezession gefangen bleibt. Passend dazu nimmt die Zahl der Gewinnwarnungen zu - und das ausgerechnet in einem frühzyklischen Sektor. FUCHS-Kapital analysieren, was die Börse daraus machen könnte.
Die Börsen lassen etwas Dampf ab. Den Grund dafür lieferte der Chef der US-Notenbank. Fed-Chef Jerome Powell hatte auch in seiner jüngsten Rede keine definitive Klarheit über die weitere Zinspolitik der US-Geldhüter geschaffen. Somit bleibt es vorerst bei der Zinspause im Juni - mit Aussicht auf zwei weitere Zinserhöhungen noch in diesem Jahr.
Dass die Inflation sich nicht so einfach bändigen lässt, ist auch gerade wieder mit Blick auf Norwegen und die Schweiz zu sehen. Die Norges Bank hat den Leitzins stärker als vom Markt erwartet angehoben. Es ging von 3,25% auf 3,75% hinauf (FD vom 16.6.). Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins zwar wie erwartet angehoben (akt. 1,75%). Die SNB hat aber im Statement klar gemacht, dass weitere Zinsanhebungen im Jahresverlauf nicht ausgeschlossen werden sollten, weil der Inflationsdruck nur allmählich nachlässt.
Deutschland bleibt in der Rezession
Parallel dazu wird immer sichtbarer, dass die Konjunktur an Fahrt verliert. Das ifo-Institut hat nun seine Konjunkturprogose für Deutschland auf -0,4% für das Jahr 2023 gesenkt. Deutschland droht in diesem Jahr eine größere Rezession als bisher (von den Konjunkturforschern) erwartet. FUCHSBRIEFE hatten diese Entwicklung schon klar prognostiziert (FB vom 25.05.).
Auch die Hoffnung auf eine zügige Erholung der Wirtschaft im nächsten Jahr schrauben die Konjunkturforscher nun langsam zurück. Im nächsten Jahr erwartet ifo nur noch einen BIP-Zuwachs von 1,5% (bisher 1,7%). Die deutsche Wirtschaft werde sich nur "ganz langsam aus der Rezession herausarbeiten", so ifo. Dennoch wird die Inflationsrate nur langsam sinken. Für dieses Jahr rechnet ifo mit einem Rückgang von 6,9% auf 5,8%. Im Jahr 2024 soll die Inflationsrate dann wieder auf 2,1% sinken. Wie das aber zu weiter hohen Energiepreisen und der Erwartung einer wieder anziehenden Wirtschaftsdynamik passt, bleibt uns wie bisher auch rätselhaft.
Gewinnwarnungen werden zahlreicher
Passend zur pessimistischeren Perspektive der Wirtschaftswissenschaftler nehmen wir in Deutschland eine wachsende Zahl von Gewinnwarnungen wahr. Lanxess hat sich dazu gerade zu Wort gemeldet und damit auch den gesamten Chemie-Sektor mit nach unten gezogen. Da die Chemie-Industrie ein konjunktureller Frühzykliker ist und in Deutschland stark betroffen von den hohen Energiepreisen sind die Gewinnwarnungen eine ernst zu nehmende Konjunktur-Warnung.
Fazit: Wir fühlen uns mit unserer Skepsis gegenüber der aktuellen Börseneuphorie und neuen Kursrekorden (DAX) bestätigt. In den Sommermonaten sehen wir kein signifikantes Kurspotenzial. Wir erwarten eine fortgesetzte Bewegung in dem breiten Seitwärtsband. Anleger können taktieren und an den unteren Kanalbegrenzungen einkaufen.