Unkonventionelle Maßnahmen voraus
Die Aktienmärkte haben den ersten Schock überstanden. Die wichtigsten Börsen rund um die Welt versuchen sich zu stabilisieren. Der Dow kämpft um die Marke von 20.000 Zählern. Der DAX ringt um 8.400 Zähler um Halt.
Der steile Absturz – der Dow erlebte Minus-Tage mit historischem Ausmaß – ist auf zwei Faktoren zurückzuführen. Einerseits müssen sich die Marktteilnehmer mit einem global neuen Szenario auseinandersetzen. Sie müssen versuchen, die fundamental wirtschaftlichen Folgen einer globalen Pandemie-Rezession einzupreisen. Die Schwierigkeit: Niemand kann heute absehen, wie lange die global praktizierte Abschottung anhalten und welche Folgen sie haben wird.
Liquiditäts-Crash am Markt
Der wesentliche Faktor und Absturz-Treiber aber war die mangelnde Liquidität der Märkte. Die globalen Märkte haben in den vergangenen Tagen einen Liquiditäts-Crash erlebt. Aufgrund vieler gehebelter Positionen waren angesichts der schon kräftig gefallenen Kurse die Risikobudgets bei vielen Anlegern völlig ausgeschöpft. Sie waren darum gezwungen, entweder Liquidität nachzuschießen oder Positionen zu verkaufen. Angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten haben viele Investoren verkauft.
Dass die Märkte einen Liquiditäts-Crash erlebt haben, zeigt sich an der Kursentwicklung vieler Assetklassen. Neben Aktien knickten auch Anleihen ein, auch die Fluchthäfen Gold und Silber kamen massiv unter Druck. Es war auch sichtbar, dass jegliche auch noch so kleine Kurserholung immer wieder schnell zu neuen Abverkäufen genutzt wurde. Wir hören von Marktteilnehmern, dass es etliche auch große Adressen gab, die ihre Investments aufgrund des Marktdrucks schlicht abgeben mussten – was den Abgabedruck akut immer weiter verstärkt hat. Das ist ein eigentlich bekannter Effekt, der bei seinem Eintreten in seiner Heftigkeit viele Marktteilnehmer aber auch immer wieder überrascht.
Notenbanken und Politik werden unkonventionelle Maßnahmen ergreifen
Inzwischen verdichten sich auch etliche Anzeichen, dass Notenbanken und Politik handeln werden, um weitere Kursverluste möglichst zu verhindern. Die Liste der möglichen Aktionen ist lang und gravierend. Einerseits haben die Notenbanken bereits agiert und kräftig die Zinsen gesenkt, die Fed sogar wieder bis auf null. Von Seiten der Politik werden zahlreiche Rettungsmaßnahmen und schuldenfinanzierte Pakete in Milliarden-Umfang aufgerufen. Gestützt wird das durch die Nullzinspolitik der Notenbanken.
Daneben kommen völlig neue Maßnahmen ins Gespräch – und werden teilweise sogar schon umgesetzt. So wird diskutiert, ein Leerverkaufsverbot einzuführen. Das soll den Abwärtsdruck durch aktive Verkaufsspekulationen mindern. Italien hat dies bereits für die Dauer von drei Monaten beschlossen. Hinzu kommen Überlegungen, dass auch die EZB - wie viele andere Notenbanken auch – die Möglichkeit bekommen soll, Aktien per ETF zu kaufen. Dem Vernehmen nach wird bereits an einem Papier dazu gearbeitet. Bisher ist der Aktienkauf für die EZB nicht reguliert. Darum meinen Insider: „Was nicht verboten ist, das ist erlaubt.“ Es gibt vereinzelt sogar Rufe, sämtliche Börsen für zwei Wochen zu schließen. Im Gegensatz zu den anderen Maßnahmen halten wir das, zumindest per heute, aber für undenkbar.