Im Bann der Rezession
Europa muss den Euro-Dollar-Kurs bis auf Weiteres den Amerikanern überlassen. Die Fed hat noch etwas Pulver im Turm, und sie wird es für die Konjunktur einsetzen. Die EZB betätigt sich dagegen als Alchemist. Sie ist auf der Suche nach der Geheimformel, um aus Blei Gold zu machen. Den Euro stärkt das nicht.
Aber auch die „große Politik" wird auf 12 Monate die Devisenkurse deutlich mitbestimmen. Im Mittelpunkt unseres Szenarios steht – wie sollte es anders sein – Donald Trump. Der Mann hat nur ein Ziel: wiedergewählt zu werden. Dem wird er sein politisches Handeln anpassen und entsprechend taktieren.
Geschönte Konjunkturdaten
Da die US-Konjunktur inzwischen spürbar in den Sinkflug übergeht, muss Trump handeln. Die Konzilianz der Chinesen (Motto: Der Klügere gibt nach) öffnet ihm das Tor, im Handelsstreit wieder lockerer zu lassen.
Das US-Wachstum beträgt im 2. Quartal preisbereinigt 96,5 Mrd. Dollar. Die Wertzuschreibung allein für die IT innerhalb der Position Investitionen beträgt 105 Mrd. konstante Dollars oder anders ausgedrückt: Der Wert ist ordentlich aufgeblasen (nominal 418,8 laufende Dollars werden zu 523,8 Mrd. Dollars in konstanter Kaufkraft von 2012).
Die US-Wirtschaft ist rückläufig
Man kann bereits fragen: Gibt es tatsächlich noch reales oder nur noch statistisches Wachstum in den USA? Ein wichtiges Signal ist auch der unter 50 gerutscht PMI Manufacturing-Index – neben der inversen Zinsstruktur. Auch der Häusermarkt ist rückläufig. Die USA könnten tatsächlich bereits in die Rezession rutschen.
Hinzu kommt, dass der Staat – im Gegensatz zur Notenbank – sein Pulver verschossen hat. Trump hat in den laufenden Boom hinein die Steuern gesenkt und die Ausgaben erhöht. Und damit den zyklischen Schwung, der irgendwann nach unten führt, verstärkt. Jetzt, da der Stimulus tatsächlich gebraucht würde, um den Abschwung zu bremsen, fehlt der Spielraum. Im anstehenden US-Wahlkampf kann das für ihn zum Nachteil werden.
Europa taumelt bräsig Richtung Rezession
Europa dagegen ist im Japan-Modus angekommen. Das bedeutet: wirtschaftliche Stagnation. Hier und da wird sich das Wachstum mal aufbäumen, aber die fetten Jahre sind vorbei. Die nächsten drei Monate wird das Bild vom Konjunktureinbruch in Deutschland bestimmt.
Unsere Erwartung: Der Dollarkurs wird noch eine Weile stagnieren, bevor er dann im 4. Quartal dreht. Der Grund: Dann steuert die Fed auf einen Leitzins von 1,5% im Dezember zu, der Zinsvorsprung schmilzt.
Der Yen ist stark, weil die Anderen schwach sind
Der Yen bleibt bei seiner Rolle als Fluchthafen insbesondere für die Asiaten. Das untermauert seine Stärke und lässt den Kurs mindestens bis ins erste Quartal 2020 sowohl zum EUR als auch zum Dollar ansteigen.
Das Britische Pfund hat vorerst seinen Tiefpunkt ausgelotet. Ein harter Brexit steckt mindestens zum Teil im Wechselkurs. Sollte er sich tatsächlich manifestieren, wird das Pfund im 4. Quartal nochmals weiter absaufen. Danach setzt eine leichte Erholung ein.
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FUCHS DEVISEN Wechselkurs- und Zinsprognose auf 12 Monate |
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Kurs Vorjahr |
Kurs aktuell |
3. Quartal 2019 |
4. Quartal 2019 |
1. Quartal 2012 |
2. Quartal 2020 |
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Hinweis: Diese Tabelle gibt die Meinung der Redaktion zur Zins- und Wechselkursentwicklung wichtiger Währungen wieder. Sie dient ausschließlich zur Orientierung und ist nicht als Handlungsaufforderung zu sehen. Insbesondere Wechselkursprognosen unterliegen einer hohen Unsicherheit. Alle Angaben ohne Gewähr. |
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€ |
USD |
1,16 |
1,10 |
1,10 – 1,15 |
1,08 - 1,12 |
1,10 – 1,15 |
1,10 – 1,15 |
CHF |
1,13 |
1,09 |
1,09 – 1,12 |
1,08 – 1,12 |
1,08 – 1,12 |
1,07 – 1,11 |
|
GBP |
0,90 |
0,91 |
0,90 – 0,92 |
0,92 – 0,97 |
0,90 – 0,95 |
0,90 – 0,95 |
|
JPY |
130,00 |
118 |
115 -120 |
115 - 120 |
110 - 118 |
110 - 115 |
|
3-Monats Geld |
-0,59 |
-0,72 |
-0,68 – - 0,75 |
-0,70 – -0,50 |
-0,60 – -0,40 |
-0,50 – -0,20 |
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10-Jährige Bund |
-0,35 |
-0,70 |
-0,75 – -0,60 |
-0,75 – -0,60 |
-0,70 – -0,50 |
-0,60 – -0,40 |
|
$ |
JPY |
111,00 |
107 |
105 -110 |
100 - 107 |
105 - 110 |
110 - 120 |
3-Monats Geld |
2,15 |
1,99 |
1,80 –2,10 |
1,70 – 2,05 |
1,75 – 2,00 |
1,75 – 2,20 |
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10-Jährige Treasuries |
2,10 |
1,51 |
1,30 – 1,60 |
1,20 – 1,50 |
1,40 – 1,70 |
1,50 – 2,00 |
Fazit: Die US-Konjunktur hat die Chance, sich bald wieder zu berappeln. Das wird schon ab dem 2. Quartal 2020 die Zinserwartungen bestimmen. Und den Dollar erneut anziehen lassen.