Wechselkursbewegungen durch verbale Ungeschicklichkeiten voraus
Nächste Woche finden die ersten Notenbank-Gremiensitzungen 2024 statt. Für den Januar erwarten die Märkte zwar noch keine Zinssenkungen. Aber im Laufe des Jahres sind diese sicher eingepreist. Nur kleine Nuancen in der Wortwahl der Banker, die das Szenario infrage stellen, kann zu erheblichen Ausschlägen führen.
In den kommenden Wochen und Monaten gilt es verstärkt auf die Aussagen von Notenbankern dies- und jenseits des „großen Teichs“ zu achten. Denn sie werden maßgeblich die Wechselkursbewegungen bestimmen. Die Gründe:
- In den einschlägigen Unternehmen der Finanzindustrie und bei den Markt-Auguren hat sich über den Jahreswechsel die Erwartungshaltung gefestigt. Diese geht innerhalb eines Erwartungskanals von einer mehr oder weniger schwachen Konjunkturverfassung in den großen Industrieländern aus (G7, China). Somit besteht wenig Druck auf den Arbeitsmärkten zu weiteren Lohnsteigerungen.
- Bezüglich der Inflation hat sich ebenfalls eine gefestigte Marktmeinung herausgebildet. Sie geht von einer weiteren Abschwächung bis knapp oberhalb von 2% aus, folgt also dem Pfad, den die EZB vorgegeben hat. Das soll reichen, um die Notenbanken zu Zinssenkungen im Laufe des Jahres zu bewegen.
- Berenberg geht davon aus, dass die EZB ihr Leitzinsband vom 3. Quartal 2024 bis zum 2. Quartal 2025 vierteljährlich um 25 Basispunkte absenken und den Einlagensatz von 4% auf 3% reduzieren wird. Im Bloomberg Konsensus fallen die Erwartungen zu Zinssenkungen noch kräftiger aus. Die europäischen Banken reagieren bereits auf breiter Front mit der Ankündigung von Senkungen der Einlagenzinsen per Monatsende.
- Die Fed werde allerdings schon früher als die EZB mit Zinssenkungen beginnen. Der Zinsabstand zwischen den beiden wichtigsten Währungsräumen werde somit tendenziell sinken.
- Damit ist auch die Tendenz bei den Wechselkursen vorgezeichnet: Der Euro sollte sich gegenüber dem Dollar wieder erholen. Auch das preisen die Märkte ein.
Kalender:
- Die wichtigsten Termine der EZB 2024 (Meetings of the Governing Council and General Council of the ECB), auf denen geldpolitische (Zins-)entscheidungen fallen können, sind der 25.01, 07.03, 11.04, 18.07., 12.09, 17.10, 12.12.
- Die wichtigsten Entscheidungstermine der Fed (FOMC Meetings) fallen 2024 auf den 30.-31.01., 19.-20.03, 30.03-01.04, 11.-12.06, 30.-31.07., 17.-18.09., 06.-07.11., 17.-18.12.
- Das berühmt-berüchtigte informelle Bankertreffen im amerikanischen Jackson Hole findet vom 18.-21.07. statt.
- Die IWF Frühjahrstagung findet vom 15.-21.04., die (wichtigere) Herbsttagung vom 21.-27.10. statt
Fazit: EUR|USD sollte im 1. Quartal wieder an 1,10 heranrobben. Das Risiko verbaler Ausrutscher ist – gerade innerhalb des heterogenen EZB-Rats – groß.