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Bank, Stiftungsmanagement 2019: Qualifikation

Stiftungsvermögen-Dummy-2019

Die Bank im Bistum Essen hat es nicht in die Endauswahl geschafft.

Die 1966 gegründete Bank im Bistum Essen (BiB) legt großen Wert auf ihre christlichen Wurzeln. Sie will nachhaltig, fair und ethisch handeln und bietet ihre Dienste Kirchen, Hilfswerken, Stiftungen und allen Menschen, die ihre „Vision einer friedfertigen und gerechten Welt teilen", an. Mit ihrer Marke FairBanking betont sie eine werteorientierte und nachhaltige Unternehmensführung, die durch ein Nachhaltigkeitskomitee überprüft wird. Sie investiert ausschließlich in Unternehmen, die mit ihren Prinzipien des Friedens, der Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung vereinbar sind. Nach eigenen Angaben betreibt sie keine Spekulationen mit Kundengeldern an den Kapitalmärkten und vergütet ihre Mitarbeiter nicht erfolgsabhängig. Ob man mit ihr gut durchs berüchtigte „Nadelöhr" kommt?

Hoher Umsatz, kleine Bank

Die Genossenschaftsbank belegte dank ihrer Bilanzsumme von 4,7 Mrd. Euro Platz 21 der größten Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland. Der Vorstandssprecher, Heinz-Peter Heidrich, sieht sie dennoch „eher als eine kleine Bank". Ihre 121 Mitarbeiter betreuen über 15.000 Kunden; zu ihren Mitgliedern gehören Geschäftskunden wie Krankenhäuser, kirchliche Wohnungsbauunternehmen und NGOs sowie eine Vielzahl von Privatpersonen, vor allem Mitarbeiter aus ebendiesen Einrichtungen.

Das Angebot der BiB umfasst ein weites Spektrum. Sie bietet ganzheitliche Finanzplanung für ihre Kunden an: von Vermögensverwaltung, Stiftungsmanagement und Erbschaftsplanung über Wertpapiere und Vorsorge bis zu weiteren Produkten wie Bausparen, Immobilienfonds und Versicherungen. Ihrem Jahresabschluss 2017 ist zu entnehmen, dass sie in allen Bereichen positive Entwicklungen zu verzeichnen hatte (u.a. Bilanzsumme, Forderungen, Einlagen, Eigenmittel, Zinsüberschuss, Mitglieder). Die BiB ist fest in den Verbünden der Gemeinschaft der christlichen Kirchen und in den genossenschaftlichen Finanzverbund verankert. Das beschert ihr nach eigenen Angaben Stabilität und Synergieeffekte.

Der Anlagevorschlag

In ihrer „BIBFairmögensberatung" strebt die Bank ökonomischen Erfolg an und übernimmt gleichzeitig sozial-ökologische Verantwortung. Mit einer Streuung über Aktien, Anleihen, sowie Mikrofinanz- und Immobilienfonds soll dies gelingen. Die BiB hat zu diesem Zweck mit einem Partner einen nachhaltigen Immobilienfonds neu aufgelegt und verfügt über zehnjährige Erfahrung im Fondsmanagement. Sie stützt sich bei ihren Anlageentscheidungen explizit auf die Thesen von Harry Markowitz, der für seine Theorien zur breiten Vermögensstreuung 1990 den Wirtschaftsnobelpreis erhielt.

Eine konkrete Anlagerichtlinie wird nicht mitgeliefert. Es finden sich jedoch Hinweise und Erläuterungen zum Erstellen eines solchen Dokuments. Darin betont die BiB noch einmal, dass ethische und nachhaltige Aspekte für die verschiedenen Anlageinstrumente berücksichtigt werden. So können Unternehmen z. B. durch mangelnde Fokussierung auf „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung" ausgeschlossen werden. Im Zuge der Fairmögensberatung wird zudem der Einsatz von Derivaten, Rohstoffen und Hedgefonds ausgeschlossen.

Vier Allokationsvarianten

Kern des Anlagevorschlags sind vier Allokationsmöglichkeiten für einen Anlagebetrag von 4 Mio. Euro zwischen Aktien, Renten, Immobilien und Mikrofinanz. Sie reichen von einer Performanceerwartung von 1,6% bei 4,5% Risiko zu einer mit 3% bewerteten Ertragserwartung bei über 9% Risiko. Dabei geht die BiB von folgenden Erwartungen bezüglich der ordentlichen Erträge aus: Aktien bringen 3,00%, Renten 0,50% Immobilien 2,60% und Mikrofinanz 1,90%.

Vermögensklassen 1. Vorschlag 2. Vorschlag 3. Vorschlag 4. Vorschlag
Aktien 20% 30% 40% 50%
Renten 60% 50% 30% 20%
Immobilien 10% 10% 15% 15%
Mikrofinanz 10% 10% 15% 15%
         
Risiko/Volatilität 4,49% 5,91% 7,40% 9,11%
Performanceerwartung 1,61% 2,03% 2,66% 3,07%
Ordentliche Erträge 54.000 EUR 64.000 EUR 81.000 EUR 91.000 EUR

 

Aktien, Renten, Immobilien, Mikrofinanz

Im Aktienmarkt fokussiert die BiB auf direkte Investments in internationale Standardwerde wie Large-Cap, Mid-Cap und Small-Cap Titel mit Schwerpunkt in Deutschland und Europa. Für den internationalen Bereich werden Large-Cap Titel genutzt. Für Emerging Markets und Schwellenländer verwendet die Bank börsengehandelte Fonds (ETFs) zur weiteren Diversifizierung (Risikostreuung). Aktuell bewertet die BiB Aktien mit einem Risiko von 20% und einer Ertragserwartung von 4,5%.

Im Rentenbereich möchte die Bank im Bistum Essen über verschiedene Emittenten, Anleihetypen und Laufzeiten weiter diversifizieren. Vermögenswerte werden schwerpunktmäßig in auf Euro lautende Renten wie Staatsanleihen investiert. Der Anteil auf Anlagen in ausländischen Währungen soll höchstens 25% betragen. Hierbei werden nur Produkte in Betracht gezogen, die ein Mindestrating von BBB der international anerkannten Rating-Agenturen haben (Standard & Poor's, Fitch oder Moody's). Für Staatsanleihen erwartet die BiB Erträge von 0,1% bei 4,4% Risiko; Unternehmensanleihen werden mit einem Risiko von 5,1% bei 0,4% Erträgen bewertet, Bankanleihen mit 4,9% Risiko bei 0,5% Ertragserwartung.

Als Risiken werden marktbedingte Kursschwankungen, Ertragsrisiken und Wechselkursrisiken angegeben. Diese sollen durch tägliche Verlustschwellenüberwachung kontrolliert werden.

Fondskonzept Immobilien Deutschland

Das Fondskonzept Immobilien Deutschland besteht aus folgendem Kreislauf: Kontinuierliche Mieterträge aus stabilen Regionen Deutschlands sollen stabile Ausschüttungen dank bonitätsstarker Mieter bringen. Die damit verbundenen geringen Wertschwankungen durch den „exzellenten Marktzugang als deutschlandweit agierender Immobilieninvestor" kreieren ein „attraktives Rendite-Risiko-Profil". Dieses wiederum erfüllt Nachhaltigkeitskriterien und entspricht dem Anspruch eines strukturierten Investmentprozesses. Den Ertrag von Immobilien sieht die BiB aktuell bei 2,5% bei einem Risiko von 0,3%.

Die BiB erachtet Investitionen in Mikrofinanz als sinnvoll, da sie der Diversifikation dienen und wichtige soziale Aspekte erfüllen. Sie werden mit einer niedrigen Volatilität und Ertragserwartungen über Geldmarktniveau bewertet und erfüllen den Anspruch der nachhaltigen sozialen Verantwortung. Die mit ihnen verbundenen Risiken sind marktbedingte Kursschwankungen, Ertrags-, Kredits-, Wechselkurs- und Liquiditätsrisiken sowie Unvorhersehbarkeiten wie Änderung der rechtlichen Rahmenbedingungen und geopolitische Ereignisse. Die Erträge von Mikrofinanz werden mit 2,2% bei 1,2% Risiko veranschlagt. Das korrespondiert allerdings nicht ganz mit den Zahlen, die die Bank in ihrer tabellarischen Aufstellung auf Seite 31 des Vorschlags angibt: Dort ist nur von 1,90% ordentliche Erträge aus Mikrofinanzanlagen die Rede.

Ertrag versus Risiko

Mit diesen Erwartungen und Bewertungen sollen die jeweiligen Allokationsvorschläge bei einer Anlage von 4 Mio. Euro folgende ordentliche Erträge erwirtschaften: Der mit dem geringsten Risiko (4,5%) verbundene 1. Vorschlag bringt 54.000 Euro, der 2. Vorschlag (5,9% Risiko) führt zu Einnahmen von 64.000 Euro, Vorschlag Nummer 3 generiert 81.000 Euro (Risiko: 7,4%) und der risikoreichste (9,1%) vierte Vorschlag verschafft Einnahmen von 91.000 Euro. Den Anforderungen der Stiftung hinsichtlich der gewünschten Ausschüttungssumme entspricht somit nur annähernd Vorschlag 4. Hier hätte man sich eine deutlichere Positionierung der Bank vorstellen können.

Bei einem Anlagenbetrag von 4 Mio. Euro werden Gebühren von 0,714% p.a. inkl. MwSt. (= 0,60% ex MwSt.) veranschlagt. Das ist wettbewerbsfähig.

Bewertung

Die Bank legt einen starken Fokus auf Themen der Nachhaltigkeit und des fairen, ethischen Bankings. Sie legt glaubhaft ihre Prinzipien und Überzeugungen dar und lässt ihrem Anspruch der sozial-ökologischen Verantwortung Taten folgen: Mikrofinanz, Monitoring, Betonung der Grundsätze, die Eigenmarke des FairBanking und kritische Ausschlusskriterien von Unternehmen erwecken den Eindruck, dass sie ihre Ankündigungen sehr ernst nimmt.

Der Eindruck abseits dieser sozialen und nachhaltigen Kriterien bleibt jedoch fad. Es wird nicht ersichtlich, welcher der vier Allokationsvorschläge mit Aktienquoten von 20% bis 50% der Passende sein soll. Die zugesandten Unterlagen sind wenig detailliert und im Marktvergleich unterdurchschnittlich. Eine Herleitung der Zahlen, eine Auflistung der Gewinner und Verlierer und andere Punkte fehlen. Eine Anlagerichtlinie wird nicht geliefert, lediglich Hinweise und Erläuterungen zur Erstellung einer solchen.

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Stiftungsservices und Transparenz


Der Vorstand der von 121 Mitarbeitern betriebenen Bank besteht aus Heinz-Peter Heidrich, Johannes Mintrop und Manfred Sonnenschein. Sie leiten die Bank eigenverantwortlich und sind dem Aufsichtsrat zur Rechenschaft verpflichtet. Der Aufsichtsrat besteht aus sechs Personen und wird von der Generalversammlung gewählt. In der Generalversammlung besitzt jedes Mitglied der knapp 4.000 Mitglieder unabhängig der Anteile genau eine Stimme. Hiermit soll betont werden, dass es sich um ein demokratisches Unternehmen handelt, das neben dem wirtschaftlichen auch einen sozial-ökologischen Auftrag erfüllt.

Die BiB listet 16 Partner auf ihrer Homepage, darunter die Bausparkasse Schwäbisch Hall, MikrofinanzWiki, Pro Secur und Union Investment. In den vergangenen Jahren hat sie zudem zahlreiche Mikrofinanzinstitute und kirchliche Einrichtungen in etwa 60 Entwicklungs- und Schwellenländern als Kunden gewinnen können.

Weitere Informationen zu Services und Transparenz wurden in einem Fragebogen gestellt, der jedoch leider unbeantwortet blieb.

 


 

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