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Sinkende Euro-Staatsschuldenquoten sind nur ein kurzfristiger Effekt

Hohe Inflation hilft nur wenigen Ländern bei der Entschuldung

© Eisenhans - Fotolia
Die Inflation wirkt für viele Euro-Schuldenstaaten auf den ersten Blick positiv. Sie senkt die Staatsschuldenquote und sorgt sogar dafür, dass einige Länder ihre Schulden dauerhaft senken können. Allerdings gilt das nicht für alle. Alarmierend ist, dass vor allem zwei Euro-Schwergewichte in die Bredouille kommen.

Es wird nur wenigen Euro-Ländern gelingen, aus ihren Schulden herauszuwachsen. Das zeigt der kürzlich veröffentlichte „Debt Sustainability Monitor“ der Europäischen Kommission. Zwar hat die Inflation die Staatsschuldenquote der Euro-Länder in den vergangenen zwei Jahren recht stark gesenkt. Das ist aber nur ein "optischer" und kein nachhaltiger Effekt (FD vom 02.06.2023). Die Schuldenquote sinkt, weil das BIP nominal, der Schuldenstand aber real gemessen wird.

Die hohe Inflation hilft darum nur wenigen Staaten bei der Entschuldung. Denn mit der Inflation steigen die Zinsen - und damit auch der Schuldendienst den die Euroländern zahlen müssen, um ihre Schulden zu refinanzieren. Die Zinskosten für den Bundeshaushalt betragen inzwischen 40 Mrd. Euro p.a. Der Wert hat sich binnen zwei Jahren verzehnfacht. Und die Kosten steigen weiter, denn die Europäische Zentralbank hat heute (15.06.) den Leitzinssatz um weitere 25 Basispunkte auf nun 4,00% angehoben. Staaten, deren Wirtschaft diesem Umfeld nicht real wächst, drohen in eine Schuldenspirale zu geraten - oder er muss harte Einschnitte bei den Ausgaben vornehmen.

Frankreich und Italien sind die großen Euro-Krisenstaaten

Alarmierend ist die Entwicklung vor allem für Frankreich und das Dauerkrisenland Italien:

  • Frankreichs Schuldenquote ist zwar durch die Inflation von 115% des BIP  (2020) auf 110,8% des BIP (2023) gesunken, real ist der Schuldenstand aber auch in der Zeit gestiegen. Schon ab 2026 wird auch die Schuldenquote wieder steigen. Sie wird 2033 bei 121,1% liegen. Der Finanzierungsbedarf klettert von 23,2 Mrd. Euro p.a. in diesem Jahr langsam aber stetig an.  
  • Italiens Verschuldungsquote ist von 154,9% des BIP (2020) auf 143,6% (2023) gesunken. Ab 2026 wird auch hier die Schuldenquote aber wieder steigen. Im Jahr 2033 wird sie Schuldenquote mit 155,9% höher liegen als 2020. Der jährliche Finanzierungsbedarf steigt von 23 Mrd. Euro in diesem Jahr auf 27,5 Mrd. Euro.

Portugal und Spanien kommen aus den Schuldenproblemen heraus

Ein nachhaltiges reales Wirtschaftswachstum haben nur wenige Länder in der Eurozone. Sie werden es in diesem Inflationsumfeld daher schaffen, ein Stück aus ihren Schulden herauszuwachsen. 

  • 2020 hatte Portugal noch eine Schuldenquote von 134,9%. In diesem Jahr wird die Quote auf 109,1% sinken, und 2033 etwa 94,3% erreichen. Der jährliche Finanzbedarf ist mit Werten um 12 Mrd. Euro p.a. bis 2033 tragbar.
  • In Spanien ist die Schuldenquote von 120,4% im Jahr 2020 auf 112,6% in diesem Jahr gesunken. Auf diesem Niveau wird sie bis 2033 verharren. Der jährliche Finanzierungsbedarf liegt in den kommenden zehn Jahren bei 20 Mrd. Euro p.a. 

Verhaltenen Optimismus gibt es für Griechenland. In Hellas ist die Quote von 206,3% (2020) auf 161,9% (2023) gesunken. Ob die Verschuldung aber bis 2033 bis auf 125,4% stetig weiter sinken wird, wie die EU vorhersagt, ist nicht sicher. Denn der Finanzierungsbedarf ist mit 11 bis 14 Mrd. Euro pro Jahr in den nächsten zehn Jahrenj für Griechenland recht hoch.  

Fazit: Die Inflation hat die Staatsschuldenquote aller Euroländer gesenkt. Italien und Frankreich, die diesen Effekt nicht dauerhaft nutzen können, werden ab der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre unter zunehmenden Druck durch die Anleihemärkte kommen.

Hinweis: Strategisch ist es darum sinnvoll, Investitionen außerhalb der Eurozone zu tätigen. Unternehmen sollten Liquidität in verschiedenen Währungen vorhalten, etwa US-Dollar, Schweizer Franken, Norwegische Krone usw. Regelmäßige Währungsanalysen lesen Sie jeden Freitag in den FUCHS-Devisen.

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