Peking erweitert Kolonien in Afrika und Asien
Zahlreiche afrikanische und asiatische Länder geraten im Zuge der Corona-Pandemie immer tiefer in die Abhängigkeit Pekings. Die Emerging Markets und Entwicklungsländer stehen tief bei China in der Kreide. Andererseits macht die sinkende Bonität aufgrund von Corona Zahlungsdefizite von 29 "China-Schuldnern"immer wahrscheinlicher.
Von den acht größten Schuldnern weist lediglich Russland ein stabiles Rating auf (BBB-, noch Investmentgrade). Pakistan, Äthiopien, Malaysia, Kenia, Sri Lanka, Südafrika und Indonesien rutschen hingegen ab. Insgesamt stehen 32 Staaten mit einem Volumen von über 10% ihres BIPs bei China in der Schuld. Die meisten davon in Afrika und Asien. Die nachweisbare Höhe der ausstehenden Schulden betrug bereits im Jahr 2017 satte 215 Mrd. US-Dollar. Der Wert sollte mittlerweile auf über 300 Mrd. US-Dollar angewachsen sein.
Neue Seidenstraße: Investitionschance und Kostenexplosion
Anlass für die Kredite sind die enormen Investitionen in die neue Seidenstraße. Die Erschließung der Landroute nach Europa und der Errichtung neuer Häfen im indischen Ozean war für viele Anrainerstaaten verheißungsvoll. Nun birgt die Belastung durch die Kredite die Gefahr von Staatspleiten. Um diese zu verhindern, hat der Pariser Club – ein informelles Gremium der staatlichen Schuldner – die Tür für Schuldenabschreibungen weit geöffnet.
Zwar sollen Abschreibungen grundsätzlich vermieden werden. So heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Pariser Club-Mitglieder und der G20, zu denen auch China zählt, zum koordinierten Umgang mit Schuldnern. Stattdessen sind längere Laufzeiten vorgesehen. Wenn aber nun in "schwierigen Fällen" eine Rückzahlung ausgeschlossen ist oder zu einer zu starken Belastung führt, sind Abschreibungen oder Stornierungen zulässig. China wird von dieser Formulierung Gebrauch machen.
Gegenleistungen für Kreditstornierungen
Peking droht damit möglicherweise der Ausfall von Krediten. Im Gegenzug für die Zahlungsstornierungen ist allerdings die Einlösung von Ansprüchen auf Flächen, Schürfrechte oder militärische Zugangsrechte denkbar. Das alles sind Mittel, die gut in Chinas Expansionspolitik passen. Zwei Fallbeispiele sollen das näher illustrieren:
Äthiopien: Die Staatsschulden belaufen sich auf 57% des BIP. Chinas Gläubigern steht davon ein Drittel zu. Der Birr - die Währung des nordostafrikanischen Landes - hat seit November 2019 um gut ein Drittel zum US-Dollar abgewertet. Die Verbraucherpreise haben sich in den letzten acht Jahren verdreifacht. In der nördlich gelegenen Tigray-Region tobt ein bewaffneter Konflikt. Kurzum: Die Lage ist prekär. Was kann China hier wollen? Schürfrechte! Im Erdinneren liegen Gold, Mangan, Platin, Erdöl und Erdgas. 21% der Exporte des Landes gehen nach China. Wenn hier chinesische Unternehmen selbst tätig würden, wäre das eine erhebliche Kosteneinsparung. Mit dem kleinen Nachbarstaat Dschibuti (Anteil chinesischer Kreditrückforderungen über 100% des BIP) hat man zudem einen schnellen Zugang zum Roten Meer.
Auch Pakistan ist im Klammergriff Pekings
Pakistan: Die Staatsschulden belaufen sich auf 84,8% des BIP. 14% davon stehen chinesischen Schuldnern zu. Die Staatseinnahmen sind rückläufig. Der Wert der Landeswährung hat sich in den letzten zehn Jahren halbiert. Die politische Lage ist diffus. Auch hier ist die Lage alles andere als rosig. Die Rückzahlung der Schulden ist auf lange Sicht ausgeschlossen. Für China sind als Kompensation insbesondere die Zugänge zu den pakistanischen Tiefseehäfen interessant. Auch strategisch ist die Region von Bedeutung: Ein Militärzugang würde Chinas Einfluss zementieren.
Fazit: Ein Schuldner nach dem anderen gerät in die Abhängigkeit von China. Der Westen hat der Ausbreitung dieses neuen „Blocks“ bisher nichts Wirkungsvolles entgegenzusetzen. Für die deutsche Wirtschaft ist der Zugriff auf wichtige Rohstoffressourcen von zentraler Bedeutung. Hier drohen langfristig Nachteile gegenüber chinesischen Wettbewerbern.