Rumänien hat einen guten Pfad eingeschlagen
Gas-Produktion gefragter denn je
Für Rumäniens hohes Wachstum gibt es mehrere Ursachen. Einerseits erholt sich nach Corona der Dienstleistungssektor. Hier treibt vor allem der Schwarzmeer-Tourismus an. Zudem ist Rumänien eine Rohstoff-Nation, die kaum ein Anleger auf dem Radar hat. Das Land verfügt nach Norwegen und Großbritannien über die größten Erdgas-Vorkommen Europas. Mit dem Krieg in der Ukraine rückt nun auch die Neuerschließung von Gasfeldern im Schwarzen Meer in den Vordergrund.
Ebenfalls bedeutsam für Rumänien ist die Holzproduktion. Hier dürften die Unternehmen vom "Ausfall" von Belarus und Russlands profitieren. Auch die chemische Industrie und die Zuliefererbranche für die Automobilindustrie hat sich gut entwickelt. Und nicht zuletzt ist Rumänien noch sehr landwirtschaftlich geprägt (Getreide, Kartoffeln, Rüben) - auch diese Branche gewinnt derzeit an Bedeutung.
EU-Gelder zur Sanierung der Infrastruktur geplant
Als ärmerer EU-Staat profitiert Rumänien von großzügigen EU-Fördergeldern. Für den Zeitraum 2021 bis 2027 stehen Rumänien rund 80 Mrd. Euro aus EU-Töpfen zur Verfügung. Insgesamt fließen 41% der Mittel in ökologische Investitionen, etwa in den Verkehr, Gebäudesanierungen, Abfall- und Abwassermanagement, in eine klimafreundliche Land- und Forstwirtschaft und in die Energieversorgung.
Rumäniens Notenbank war zusammen mit der polnischen Notenbank eine der ersten, die im Jahr 2021 die Zinsen anhob. Damit stemmte sie sich frühzeitig gegen die Inflation - anders als die EZB. Dass die Inflation derzeit trotzdem bei fast 10% liegt, hängt insbesondere mit den stark gestiegenen Energiepreisen zusammen. Durch die eigene Energiewirtschaft ist Rumänien aber insgesamt weniger abhängig von russischen Energieimporten als andere Länder Europas. Für die rumänische Bevölkerung wird das in diesem Jahr dennoch Kaufkraftverluste bedeuten. Die Löhne werden voraussichtlich um 6% steigen. Rumäniens Arbeitslosenquote liegt bei 5,6%.
96% der Rumänen halten Korruption für das größte Problem des Landes
Anleger sollten sich allerdings auch der Risiken rumänischer Kapitalanlagen bewusst sein. Nach wie vor behindert die Korruption der Verwaltungsbeamten den Aufbau einer modernen Infrastruktur. Das Gesundheitswesen zeigte sich vor allem in der Corona-Krise wiederholt marode und überlastet. Aufgrund mangelnder Jobperspektiven und Armut verlassen viele junge Rumänen das Land. Hier gibt es zwar Anzeichen der Besserung - vergleichbar mit der "Sicherheit" westlicher Kapitalmärkte ist ein Investment jedoch nicht.
Der Leu wertete zum Euro in den vergangenen Jahren fortlaufend ab. Notierte EUR|RON vor fünf Jahren noch bei 4,55, liegt das Paar aktuell bei 4,95. Hier hat sich ein kurstechnischer Deckel herausgebildet. Angesichts der strafferen Notenbank und des starken Wirtschaftswachstum könnte sich dieser Trend bald umkehren. Zudem hat der Leu anders als andere Währungen kaum negativ auf die Straffungs-Pläne der EZB reagiert.
Anleihen und Aktien als spekulative Beimischung interessant
Rumänische Anleihen sind vor diesem Hintergrund interessant. Die Anleiherendite für 10-jährige Staatsanleihen liegt aktuell bei starken 8,045%. Moodys gibt Rumänien ein Baa3 Rating. Die Ausfallrisiken sind angesichts einer Staatsverschuldung von unter 55% im Verhältnis zum BIP moderat.
Rumäniens Aktienindex ROTX weist für die vergangenen drei Monaten einen Verlust von -5,8% aus. Das ist zwar negativ, aber deutlich weniger als der DAX (3-Monate: -9,1%). Mit einem breiten rumänischen Aktienkorb hätten sich also Verluste im Vergleich zum DAX begrenzen lassen. Mit einem ETF können Anleger am rumänischen Aktienmarkt partizipieren (ISIN: BG ROB ET0 517 6). Als Einzelaktie ist der Gas-Lieferant Romgaz (ISIN: US 833 67U 205 0) aussichtsreich.