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2007
Washington ist ein geopolitischer und wirtschaftlicher Kriegs-Profiteur

USA bleiben Anführer des Westens

Gesicht der Freiheitsstatue, roter Filter und Hintergrund. © rarrarorro / Getty Images / iStock
Oh, say can you see, dass es in den USA wirtschaftlich derzeit blendend läuft? Das Lagebild der USA ist in vielerlei Hinsicht genau das Gegenteil zu Europa. Das hat Folgen, die sehr langanhaltend wirken werden.

Die USA zementieren im Ukraine-Krieg ihre Stellung als globale ökonomische Führungsmacht. Denn im Gegensatz zu Europa, sind die Amerikaner ein vor allem wirtschaftlicher Profiteur des Ukraine-Krieges und das langfristig. Das zeigt sich beim Blick auf viele unterschiedliche Zahlen.

Haushaltsdefizit sinkt auf Vor-Pandemie-Niveau

Besonders eindrücklich zeigen die Steuereinnahmen, wie stark die US-Wirtschaft vom Ukraine-Krieg profitiert. Das Haushaltsdefizit der USA wird sich nach aktuellen Schätzungen in diesem Jahr auf „nur“ 1,032 Billionen US-Dollar belaufen. Das sind immerhin 383 Mrd. US-Dollar weniger als noch im März (Kriegsbeginn 24. Februar) geschätzt. Im vorigen Jahr belief sich das Haushaltsdefizit noch auf stattliche 2,7 Billionen US-Dollar. Nicht in den Zahlen enthalten ist der erst kürzlich verabschiedete Inflation Reduction Act, der das Defizit sogar noch weiter reduzieren soll.

Das Weiße Haus führt die Mehreinnahmen vor allem auf die gute wirtschaftliche Erholung zurück. Der brummende Arbeitsmarkt und die steigenden Einkommen lassen die Kassen klingeln. Gleichzeitig werden Pandemie-Programme zurückgenommen, die Ausgaben sinken.

Drei US-Branchen profitieren massiv vom Ukraine-Krieg

Auch die steigenden Exportvolumina treiben die Einnahmen nach oben. Seit Februar diesen Jahres stellen die Exporte wertmäßig in jedem Monat einen neuen Rekord auf. Von knapp 160 Mrd. US-Dollar im Februar ging es auf 181 Mrd. US-Dollar im Juni (jüngste Zahlen) hoch. Die Importe erreichten hingegen im März bei 294 US-Dollar ihr Allzeithoch und sind seitdem wieder leicht rückläufig (Juni: 280 Mrd. US-Dollar).

Die Exporte ziehen vor allem in speziellen Branchen massiv an. Das sind erstens Waffenexporte, die seit März deutlich zulegen. Ohnehin liefert kein Land der Welt so viele Waffen wie die USA. Ihr Anteil an den globalen Waffenexporten beträgt 39%, danach folgt Russland mit 19%, dann Frankreich mit 11%. China und Deutschland haben 4,5% Anteil. Auf der Rangliste der acht umsatzstärksten Rüstungsunternehmen der Welt belegen US-amerikanische Firmen die Plätze eins bis fünf.

Rüstung, Energie und Agrarrohstoffe 

Zweitens steigen die Rohstoff-Exporte (Öl, Gas) steil an. Insbesondere die US-Exporte von Flüssiggas nach Europa erreichen seit Kriegsbeginn ein Rekordhoch nach dem anderen. Das zeigen Zahlen des Datenanbieters Refinitiv. Bis Juni exportierten die USA 57 Mrd. Kubikmeter Gas als LNG, davon 39 Mrd. Kubikmeter (68% nach Europa). Im gesamten Jahr 2021 führten die USA nur 34 Mrd. Kubikmeter LNG aus, davon 35% an Europa. Inzwischen fahren monatlich mehr als 110 LNG-Schiffe aus den USA nach Europa.  

Drittens klettern die Exporte von Agrarrohstoffen (z.B. Weizen, Mais). Die USA sind bereits weltweit der drittgrößte Exporteur von Weizen (nach Russland und Australien). Der viertgrößte Weizen-Exporteur ist die Ukraine. Wichtiger Hintergrund: US-Unternehmen gehören fast 30% der ukrainischen Agrarflächen, das ist eine Fläche so groß wie Italien. 17 Mio. der insgesamt 62 Mio. Hektar der landwirtschaftlichen Nutzfläche gehören den Unternehmen Cargill, DuPont und Monsanto. Zu den wichtigsten Anteilseignern dieser Unternehmen gehören die US-Investoren Vanguard, Blackrock und Blackstone. Ein Großteil der ukrainischen Weizen-Exporte fließt darum in US-Kassen.

Holz und ukrainische Staatsunternehmen im Fokus

Inzwischen rückt auch das ukrainische Holz in den Fokus. Die Regierung in Kiew hat jüngst ein Gesetz erlassen, das es ermöglicht, besonders viel Holz zu schlagen. Das soll vorrangig nach Europa und die USA exportiert werden. FUCHSBRIEFE hören von Holzimporteuren, dass der Holzeinschlag und die Lieferungen aus der Ukraine stark zunehmen, allerdings zu "sehr hohen Preisen". Die hohe Nachfrage nach Brennholz in Europa macht das Geschäft aber immer noch wirtschaftlich. Außerdem hat Kiew jüngst ein Gesetz erlassen, demzufolge ukrainische Staats-Unternehmen jetzt noch schneller und mit einfacheren Prüfungen als bisher an westliche Investoren verkauft werden dürfen.

Unternehmen gehen langfristige Verbindungen ein

Das Lagebild der USA ist dem Europas damit diametral entgegengesetzt. Die Amerikaner nutzen die Gunst der Stunde, um die Europäer enger und langfristig an sich zu binden. Das zeigen z.B. die langfristigen Lieferverträge. So hat EnBW zwei Lieferverträge mit einer 20-jährigen Laufzeit für LNG-Gas aus den USA abgeschlossen (2026 bis 2046). Mit an der Finanzierung beteiligt sind die Deutsche Bank und die LBBW. Das sind auf einem Schlag allein drei deutsche Großunternehmen, die sich enger als zuvor an die USA binden.

Fazit: Die USA profitiert überdurchschnittlich vom Ukraine-Krieg. Mit langfristigen Verträgen sind sie dabei, ihre dominante Stellung innerhalb des Westens auf Sicht der nächsten 15 bis 20 Jahre zu zementieren. Deutsche Unternehmen sollten darüber nachdenken, ob sie dem „Ruf der Stärke“ folgend ihr Engagement in den USA intensivieren.
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