Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
3900
Außenpolitische Linien im Jahr 2021

Die Renaissance des Westens?

Außenpolitische Linien 2021. Copyright: Pexels
Auferstanden aus Ruinen ... dieses Bild will der Westen im Jahr 2021 verkaufen. Getreu dem Motto "alte Liebe rostet nicht", rücken mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden die USA und Europa wieder enger zusammen. Alles also wieder wie früher? Wer das glaubt, hat nicht verstanden, wie sich die Welt seit 2016 verändert hat.

2021 sind die Augen der Welt auf einen Mann gerichtet: Joe Biden. Ist er ein Macher oder Zauderer? Schafft er es, den republikanischen Senat auf seine Seite zu ziehen? Und vor allem: Wird er konsequent die Richtung seines Vorgängers Donald Trump korrigieren? Oder verlieren die USA weiter Boden gegenüber China?

Wege zurück zum Multilateralismus?

Angekündigt hat Joe Biden eine Menge. Er will mit dem Unilateralismus Trumps brechen. Zahlreiche Abkommen und Organisationen will er restaurieren: Rückkehr ins Pariser Klimaabkommen, Rückkehr in die Weltgesundheitsorganisation  WHO, Wiederaufnahme des Iran-Abkommens und Abrüstungsverträge mit Moskau.

Die Nominierung des selbsterklärten Multilateralisten Antony Blinken zum US-Außenminister hat da Symbolkraft. Die Botschaft an die Verbündeten: Wir sind wieder mit im Boot! Die Botschaft an die außenpolitischen Konkurrenten: Wir wollen den Dialog.

Unter Biden keine radikale außenpolitische Kehrtwende

Radikal wird Bidens Abkehr vom Kurs seines Vorgängers jedoch nicht. Auch der Demokrat befürwortet Truppenabzüge aus dem Nahen Osten, will die US-Botschaft in Jerusalem belassen und benennt China klar als Konkurrenten zur USA.

Für Europa werden sich die diplomatischen Beziehungen zu den USA entspannen. Doch in sicherheitspolitischer Hinsicht verlassen die Amerikaner den nahöstlichen Vorhof und fordern von Europa Eigenverantwortung. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz (19.2. - 21.2.2021) wird die US-Delegation genau dies zur Schau stellen.

China baut am Imperium

Auf der anderen Seite des Pazifiks fährt das neue Machtzentrum Peking seine Krallen aus. China hat 2020 mit der Unterjochung Hongkongs den Westen vorgeführt. Nur die USA wehren sich konfrontativ. Europa tritt leise auf. Hongkong ist aber nicht nur als westlich-demokratisch geprägte Metropole bedeutend. Auch als Finanzplatz war es die Brücke zum Westen. Der Abstieg ist unaufhaltsam. Singapur übernimmt in Asien die Rolle als Finanzbrücke in den Westen.

Offener Druck auf Australien

China hat noch ein weiteres imperiales Signal ausgesendet. Peking setzt Australien massiv unter politischen und wirtschaftlichen Druck. Anlass war, dass Canberra auf eine internationale Untersuchung zum Umgang Pekings mit dem Corona-Virus drängte. Zwischen Peking und Canberra gibt es erhebliche Anspannungen in der Handelspolitik. Zudem hat China überaus deutlich australische Militäreinsätze in Afghanistan kritisiert.

Die Corona-Krise wird nun weitere Staaten in die Abhängigkeit Chinas treiben. Hintergrund ist, dass die Ratings zahlreicher Schuldner herabgesetzt wurden (vgl. FB 7.12.). Wenn hier nun Kreditausfälle entstehen, bekommt China attraktive Möglichkeiten, seine Macht-Sphäre zu vergrößern, indem es die Pfänder kassiert.

Chinas Arme in die Welt hinaus

Im Pazifikraum vergibt Peking Kredite an von Überflutung bedrohte Inselstaaten. Das jüngste Abkommen wurde mit Kiribati unterzeichnet, einem Inselstaat nur 3.000 km entfernt von Hawaii. Die wirtschaftlich schwachen Staaten Ozeaniens werden diese Kredite nicht zurückzahlen können. Langfristig bindet man so strategische Punkte an Peking und treibt geografisch einen Keil zwischen Australien und die USA.

Eine neo-koloniale Strategie verfolgt China auch im Mittleren Osten und in Ostafrika. Hier winken durch Kreditausfälle Schürfrechte, Anbauflächen und militärische Zugangsrechte. Auch im Bezug auf Menschenrechte zeigt sich die Machtlosigkeit des Westens: im Norden Chinas geschieht ein Völkermord an den Uiguren. Die Weltgemeinschaft schaut zu, die Vereinten Nationen sind handlungsunfähig, der Westen machtlos.

Moskau in der Rolle des Junior-Verbündeten

Die Sanktions-Politik des Westens treibt Russland in die Arme Pekings. Die "Freundschaft" wird offen zur Schau getragen: Bereits 2016 führten beide Staaten ein gemeinsames Flotten-Manöver durch. Im Juni 2020 marschierten chinesische Soldaten auf dem Roten Platz. Anlass war eine Parade anlässlich des Weltkriegsendes. Zudem wurden Verträge über Waffengeschäfte geschlossen. Peking benötigt die Rohstoffe Russlands, Moskau wiederum die Devisen Chinas. Das treibt in eine schlagkräftige Vernunft-Ehe: Zusammen vereinen beide Länder 3,3 Mio. Soldaten auf sich, so viel wie die NATO.

Fazit: Abermals bilden sich zwei Blöcke heraus: der plurale Westen und der Hightech-Autoritarismus Chinas. Der Westen wird 2021 nutzen müssen, um in einer Selbstfindungstherapie wieder zu Einheit und Kooperation zu finden. Denn die Zeichen stehen auf Konfrontation.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Logistik und Nachhaltigkeit

Elektro-LKW bei Österreichischer Post

Die Österreichische Post hat erstmals zwei Elektro-Lkw im Einsatz. Transportiert werden internationale Sendungen. Damit lassen sich rund 117 Tonnen direkte CO2-Emissionen pro Jahr einsparen.
  • Fuchs plus
  • Tauglich für 100% Wasserstoff

Wasserstoffkraftwerk aus Finnland

Ein finnisches Unternehmen bietet das erste Kraftwerk, das komplett mit Wasserstoff, ohne Beimischung von Erdgas, betrieben werden kann.
  • Fuchs plus
  • Chilenischer Peso mit Rückenwind

Positive Realzinsen beim Chilenischen Peso

Das knapp 20 Millionen Einwohner zählende Chile ist, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, das fünftgrößte Land Lateinamerikas und weist das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf auf. Der Rohstoffreichtum beschert einen Handelsbilanzüberschuss und steigende Löhne. Der Boom um Kupfer, Lithium und die wachsende Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Früchten und Getreide dürfte anhalten und auch der Währung Peso Rückenwind verleihen.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Ernteerträge von Weizen und Mais fallen höher aus als erwartet

Erheblicher Rückgang der Getreidelagerbestände erwartet

Es wird erwartet, dass die globalen Lagerbestände der Getreide Ende der aktuellen Saison stark fallen wird — und das trotz rekordhoher Ernteerwartung. Grund dafür ist der erwartete Verbrauch, der ebenfalls eine Rekordhöhe erreichen soll.
  • Fuchs plus
  • (Noch) schwächere Wirtschaftsdaten im Juni

Chinesischer Yuan derzeit ohne festen Boden

Der Yuan bewegt sich in einer relativ engen Bandbreite zum Euro und zum Dollar. Auch schwächere Wachstumszahlen für das zweite Quartal ändern daran nichts. Würden im Vergleich zu China beispielsweise in England die Immobilienpreise um 25 bis 50% fallen und sich der Footsie halbieren, wären die Auswirkungen ungleich schwerwiegender. Der Konsument würde wohl jegliches Vertrauen verlieren. In China schwächt sich "nur" die Konjunktur ab. Die PBOC hat Raum zum Handeln. Den nutzt sie entschlossen.
  • Fuchs plus
  • Chilenischer Peso mit Rückenwind

Positive Realzinsen beim Chilenischen Peso

Das knapp 20 Millionen Einwohner zählende Chile ist, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, das fünftgrößte Land Lateinamerikas und weist das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf auf. Der Rohstoffreichtum beschert einen Handelsbilanzüberschuss und steigende Löhne. Der Boom um Kupfer, Lithium und die wachsende Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Früchten und Getreide dürfte anhalten und auch der Währung Peso Rückenwind verleihen.
Zum Seitenanfang