Rätselraten über die ersten Zinssenkungen
Die Devisenprognosen der von uns befragten Banken drücken die Unsicherheit über die Entwicklung der US-Konjunktur und Geldpolitik aus. Im Kern geht es um die Fragen, ob die USA in eine Rezession rutschen und wann die US-Zinsen sinken. Mit Sicht auf zwölf Monate scheinen sinkende Zinsen ausgemachte Sache. Vor allem bei den kurzfristigen Prognosen gibt es aber erhebliche Unterschiede.
Der US-Dollar wird in der zweiten Jahreshälfte nach unten tendieren
Die Prognosen verdeutlichen, dass sich die US-Wirtschaft besser entwickelt, als noch vor drei Monaten angenommen. Nahezu alle Banken (außer Berenberg und LBBW) sehen den Dollar darum (etwas) stärker als noch vor drei Monaten. Groß ist aber die Uneinigkeit über die kurzfristige Entwicklung bei EUR|USD. Während Berenberg, Commerzbank, LBBW und ING das Paar auf Sicht von drei Monaten vergleichsweise dicht am derzeitigen Niveau (akt. 1,09) zwischen 1,08 und 1,12 prognostizieren, erwarten Pictet und die CIBC Kurse unter 1,05. Das entspricht einem Szenario, in dem die US-Zinsen länger höher bleiben. Pictet verweist auf die starke US-Konjunktur. Erst wenn diese abkühlt, dürfte der Euro stärker werden.
Die Commerzbank hält dagegen und verweist auf die überschießenden Zinserwartungen für die Eurozone. Die EZB werde die Geldpolitik weit weniger aggressiv lockern als es die Märkte erwarten. Davon werde der Euro profitieren. Erst mit Sicht auf zwölf Monate rücken die Banken dann wieder enger zusammen: Sie sehen EUR|USD zum Jahreswechsel zwischen 1,10 und 1,15. Selbst die mit Blick auf drei Monate für den Euro sehr pessimistische CIBC sieht die Gemeinschaftswährung zum Jahresende bei 1,11.
Wie stark stützt die Bank of Japan den Yen?
Kein klares Bild zeigt sich auch bei den Erwartungen für den Yen. Die vorsichtige Aussicht auf eine bevorstehende geldpolitische Straffung durch die Bank of Japan konkurriert mit der starken US-Wirtschaft. Berenberg und die ING sehen den Yen zum Dollar in drei Monaten stärker als derzeit, die anderen schwächer. Gleiches gilt mit Blick auf 12 Monate. Hier sehen Berenberg und ING den Yen abermals stärker als heute, die übrigen sehen ihn in etwa auf dem derzeitigen Niveau.
Zinserwartung läuft auseinander
Die Unsicherheit über die weitere konjunkturelle Entwicklung zeigt sich auch in den Erwartungen für 10-jährige US-Anleihen. Während Berenberg im Vergleich zum Vorquartal die Zinsen mit Blick auf drei Monate tiefer sieht und die Commerzbank ihre Prognose unverändert lässt, schrauben LBBW, CIBC und die ING ihre Erwartung rauf. Zwischen 3,80% und 4,55% sehen die Banken nun die Zinsen (75 Basispunkte). Vor drei Monaten betrug die Spreizung in den Erwartungen nur 65 Basispunkte.
Nur minimale Prognoseanpassungen sehen wir bei den Erwartungen für die 3-Monatszinsen in einem Quartal. Das gilt über alle Regionen hinweg. Auch die Annahmen für die Eurozinsen für Papiere mit 10-jähriger Laufzeit bleiben konstant und liegen eng beieinander. Die Zinserwartungen für Japan werden nahezu einhellig nach oben angepasst. Hier wird die sich abzeichnende Straffung der Geldpolitik eingepreist.