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Bankökonomen: Die Fed lässt die Zügel etwas lockerer

Die Bankenkrise setzt dem Dollar zu

Euro | Dollar. © picture alliance / Zoonar | Oleksandr Latkun
Die Erwartungen für die Wechselkurse sind seit jeher eng mit dem Zinsausblick verknüpft. Nach einer längeren Wegstrecke, in der die Fed falkenhaft agierte, lässt sie nun angesichts der US-Bankenkrise in den Erwartungen der Ökonomen die Flügel etwas hängen. Das wirkt sich auf die Wechselkursprognosen aus.

Die Kraft des Dollars lässt deutlich nach, und das bereits auf Sicht von 3 Monaten. Das ist die einhellige Sicht der Ökonomen der von uns konsultierten Banken in ihren Prognosetableaus. Dabei nähern sich die internationalen Banken wie ING und CIBC der Ansicht der deutschen Häuser (Berenberg, Commerzbank, LBBW) zunehmend an. Sie korrigieren ihre Meinungen am deutlichsten.

Im Median wird der Dollarkurs für das dritte Quartal derzeit auf 1,09 EUR|USD eingeschätzt. ING hat sich sogar an die Spitze der Dollar-Pessimisten gestellt und geht von einem Kurs von nur noch 1,12 EUR|USD Richtung 3. Quartal aus. Die in Genf beheimatete Pictet (Wealth Management) hält dagegen weiterhin dem Dollar die Stange. Sie korrigiert vergleichsweise geringfügig auf 1,04 EUR|USD.

Konsens auf 12-Monats-Sicht

Auf Sicht von 12 Monaten liegen die Ansichten noch enger beieinander. Im Laufe des 2. Quartals 2024 wird der Euro-Dollarkurs nun mehrheitlich auf 1,15 getaxt. Hier sind Commerzbank und LBBW noch am zuversichtlichsten für den Dollar und sehen den Kurs bei lediglich 1,10 zum Euro.

Entsprechend werden auch die Ausblicke für Dollar-Yen angepasst. Im Median liegt der Wechselkurs im 3. Quartal bei 130 bei einer Spanne von 125 (ING) bis zu 136 (Pictet Wealth Management). Auf 12 Monate stehen USD|JPY dann bei 122,50. Die Prognosespanne liegt für das 2. Quartal des nächsten Jahres zwischen 118 (ING) und 135 (LBBW). Vor einem Quartal waren die Erwartungen noch zwischen 125 und 141.

Patt zwischen Euro und Yen

Wenig tut sich dagegen im Kurs von EUR|JPY. Das ist logisch, denn beide Währungen werden perspektivisch stärker eingeschätzt. Der Median EUR|JPY für das 3. Quartal liegt nun bei 141, in 12 Monaten bei 140.

Der nachlassende Dollar-Optimismus ist insbesondere in den Turbulenzen im (US-)Bankensektor begründet. Nach Ansicht von Berenberg werde das für „eine etwas weniger straffe Politik der Fed“ sorgen. Pictet geht mit dieser Ansicht konform, sieht darin aber auch ein erhöhtes Risiko für eine US-Rezession. Die Commerzbank meint dagegen: „Klingen die Marktturbulenzen in der Grundtendenz ab, sollten die Notenbanken ihre Zinsen wegen der noch hohen Inflation weiter anheben.“Pictet glaubt: „Das wahrscheinlich bevorstehende Ende des Straffungszyklus der Fed und das höhere Risiko eines Abschwungs in den USA sollten dem schwach rentierenden und defensiven japanischen Yen helfen“.

Rezession im Dollar- und Euroraum voraus

Die Zinsausblicke signalisieren sowohl auf kürzere als auch längere Sicht Rezession im Euro- wie im Dollarraum. Die Zinsstrukturen sind hier eindeutig und kräftig invers (die kurzfristigen Zinsen sind höher als die Zinsen für 10-jährige Anleihen). In der Vergangenheit war dies stets ein sicherer Konjunkturindikator, dem unter Experten nach wie vor eine hohe Aussagekraft zugemessen wird.

Sowohl im Dollar- wie im Euroraum haben die Bankökonomen dabei die Zinsausblicke nach oben hin angepasst. Denn auch wenn die Notenbanken vorsichtiger werden, können sie angesichts der anhaltend hohen Inflation die Zügel nicht schleifen lassen. Die einfache Gleichung lautet: Wird Geld teurer, werden Kredite teurer, rentieren sich Investitionen weniger und es fallen mehr Kredite aus. Das ist auch ein Grund, warum die Inflationsannahmen einhellig nach unten tendieren. Im 4. Quartal 2023 sollen die Preissteigerungsraten wieder deutlich unter die 5%-Marke fallen: in USA wie in Europa. Dann entfalten die Straffungen der Notenbanken ihre volle Wirkung.

US-Zinsanlagen verlieren an Attraktivität

Im Median für den Euroraum betragen die kurzfristigen Zinsen im 3. Quartal 3,63% und in einem Jahr 3,68%. 10-jährige Staatsanleihen bringen im 3. Quartal dagegen nur 2,60% und im 2. Quartal 2,33%. Im US-Dollar soll 3-Monatsgeld im 3. Quartal im Schnitt 5,35% Verzinsung kosten, im 2. Quartal 2024 dann aber nur noch 4,75%. Hier liegt auch ein wesentlicher Grund, warum der Dollar an Attraktivität verliert. Die 10-jährigen bringen im 3. Quartal dieses Jahres noch 4,0%, in einem Jahr dann nur noch 3,50%, glauben die Ökonomen mehrheitlich. Eine Zins-Anlage in Dollar verliert an Attraktivität.

Erwartungen für Zinsen im Yen wieder durchgehend positiv

Die Zinsen im Yen tendieren nach langer, langer Zeit wieder durchgehend in den positiven Bereich. Auffällig hier: In Japan ist die Zinsstruktur „in Ordnung“. 3-Monatsgeld soll im 3. Quartal noch ohne Verzinsung zu haben sein. Staatsanleihen bringen dagegen 0,45%. In einem Jahr ist der 3-Monatszins weiterhin bei 0, 10jährige dagegen sollen 0,55% bringen.

Fazit: Die Prognosen lassen wieder eine klarere Sicht auf die Entwicklung erkennen, die Erwartungen und die Begründungen der Bank-Ökonomen unterscheiden sich nur noch in Nuancen, nicht mehr in den Grundtendenzen wie noch vor 3 Monaten. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Für Euro- und Dollarraum stehen die Zeichen gemessen am Zinsausblick eindeutig auf Rezession.
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